Kein schlechtes Wetter, es regnet nur viel, eigentlich immer ...
Mittwoch, halb 6, Cleo döst noch auf´m Sofa, der erste Becher Kaffee ist meinem Organismus zugeführt worden, meine Gattin ist auf dem Weg zur Arbeit, eigentlich muss sie nicht mehr, alte Gewohnheiten langsam ausschleichen. Im Aquarium noch kein Licht, der digitale Beleuchtungsmanager schaltet gegen viertelvorsieben die Morgendämmerung an. Ich beginne, mir die Statik für den Tag zu basteln. Wir hatten Probleme mit einigen Pflanzen auf der Fensterbank, Südfenster, die Sonne schadet, früher war alles besser ...
Was tun? Die Jalousie geht hinter den Pflanzen runter, bringt hier nix. Man bräuchte was direkt an der Scheibe. Ein Plissee, nach Maß, ohne Bohren, halbtransparent, beschichtet. Natürlich nicht über die volle Höhe, 40 cm hoch und von unten nach oben verschiebbar. Gibt´s das? Logo, es gibt alles auf dieser Welt, ausser Frieden und Menschlichkeit, und Gerechtigkeit, und Brüderlichkeit. Man hat dann allerdings die Konstruktion am Fenster und teuer issis auch. Was käme noch in Betracht? Folie. Sonnenschutzfolie mit UV-Abschirmung. Kannste aber nicht einfach ein Stückchen an den unteren Teil des Fensters anpappen. Wenn, dann über die ganze Fläche, sonst können die Temperaturunterschiede auf der Scheibe zum Glasbruch führen. Und nicht nur das. Bei Doppelverglasung mit Beschichtung nach 1995 gebaut, ist die Folie nur von aussen anzuwenden. Klebt man die an die Fensterinnenseite, staut sich die Wärme zwischen den beiden Scheiben und Glasbruch droht, wieder mal. Schließlich wäre da noch die Durchsichtigkeit. Je höher die UV-Filterung, umso abdunkelnder die Folie. Selbst die moderate, transparente Version läßt kein Licht zu 100 Prozent durch. Will man das? Gute Frage. Was will man eigentlich? Harmonie, Ruhe, gelassenen Frohsinn. Ist diese Erwartung ans Leben zu hoch gegriffen? Allerdings. Jetzt noch´n Kaffee, dann geht´s los, die Welt da draussen wartet auf mich.
Zuerst sah´s nach Regen aus, bewölkt und etwas frischer. Als wird dann unterwegs war´n, da wurd´s recht warm und schwül. Back home nahm sich Cleo die unterste Möglichkeit der kühlenden Fliesen, da standen uns noch 48 Stufen bevor. Ham wir natürlich geschafft.
Ganz im Gegensatz zur National Elf. Die hat´s natürlich wieder mal nicht geschafft. Obwohl sie erkennbar besser auf den Beinen war als seit Jahren, den Löw Jahren. Eigentlich waren sie ziemlich gut, machten Freude. Umso frustrierender das Ende im Achtelfinale gegen Spanien. In den letzten Minuten der Verlängerung brach sich der Glaube seine Bahn. Da waren die Jungs offensichtlich der Meinung, Gott hätte sich längst für´s Elfmeterschiessen entschieden. Da bräuchte man nicht mehr so aufzupassen, sich nicht mehr so zu konzentrieren, da könne einem ja nix mehr passieren. Und dann ließen sie, Mann um Mann, die Spanier in ihren Strafraum, ließen sie vor dem Tor rumwurschteln und verloren in den letzten Sekunden das Spiel. Obwohl sie mindestens ebenbürtig waren, verdient hätten gewinnen können. Aber nein, aus die Maus, wieder mal die eigene Erwartung und die Hoffnung des Fußballvolkes bestialisch enttäuscht. In was für einer Gurkenfabrik lebe ich hier eigentlich? Und damit will ich nix Schlechtes über den Kanzler gesagt haben.
Wir hatten uns gestern ein Buch bestellt, telefonisch, im Findorffer Bücherfenster. Einer der wenigen überlebenden kleinen Buchläden, Tante Emma für Bücher, sehr erhaltenswert. Normalerweise bekommt man sein bestelltes Buch am nächsten Tag ab 9 Uhr. Schneller ist nicht mal Amazon. Vorhin hab´ ich mich mit Cleo auf den Weg gemacht, zu Fuß, keine 20 Minuten. Warm war´s, schwül war´s. Leider hatte der Buchbote alle gestern bestellten Bücher nach Duisburg geschafft, schaffen lassen, sowas kann passieren, nicht schlimm. Also wackeln wir morgen nochmal hin. Nee, morgen komm´ ich da mit dem Auto sowieso vorbei, wir wackeln nicht. Auf alle Fälle hol´ ich "Vicki Baum - Es war alles ganz anders", scheint ein interessantes Buch zu sein. Jetzt muss ich noch was essen. Nudeln? Oder rustikales Brot mit Mozzarella, Tomate, paar Basilikumblätter, Olivenöl, dunkler Essig. Genau. Herr Ober, heute keine Nudeln.
Ich höre gerade durch die offene Balkontür ein ungewöhnliches Geräusch: Da übt jemand Geige. Unglaublich, in meiner multikulturlosen Straße übt ein Mensch Geige. Ist das schön.
"I found him by the railroad track this morning,
I could see that he was nearly dead."
Das sind Lieder, die das Leben schrieb ...
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