Samstag, 1. Juli 2023

Juli

 



Wir wollten das Zettelchaos unter der Arbeitstischfolie mal aufräumen, neu gestalten - optimieren sagt man wohl.
 Und da bei uns aktuell Donna Leon und ihr Commissario Brunetti angesagt ist, in Film, Buch und Hörbuch,
 bot sich motivmäßig Venedig an.





Natürlich darf zum Monatsanfang ein Foto mit Cleo nicht fehlen - hier issis.




Das Licht am Ende des Tunnels.
 Sonst steh´n da bei mir immer Oma und Elvis ...


Hab´ mal so ein Programm zum Zeichnen, wohl mehr zum Kritzeln, auf´s Tablet gepackt und mich dann kurz und knapp über die möglichen Stifte informiert. Nun ist ein Active Stylus Pen mein Eigen, BRÜLL !!
Naja, gut, hab ich das auch mal gemacht. Vielleicht verschwende ich doch zu viel Zeit, muss mal in mich geh´n. Auf jeden Fall werden heute 32 Grad. Also WE-Einkäufe zügig abspulen, dann mit Cleo anne Hamme. Ansonsten Mozzarella-Tomaten mit gekühltem dunklen Balsamico-Essig. 





Sonntag ganz früh anner Hamme.








Im Herbst letzten Jahres ham wir eine Kugeldiestel in den großen Trog gepflanzt. Sie steht im Ruf für Insekten interessant zu sein. Dann wuchs sie. Und wuchs. Momentan hat sie eine Höhe von 160 cm erreicht. Und sie hat mit Unterstützung einer Metallstange selbst die Orkanböen vor zwei Wochen überstanden.
Das Wesentliche ist allerdings ihre Anziehungskraft auf Hummeln, Schwebfliegen und kleinen Wildbienen. Die steigen tatsächlich für einen Nektarimbiss bis zur 3. Etage auf, und das rund um die Uhr, tagsüber natürlich. Uns freut das sehr. 





Schlauchpflanze 'Leucophylla compacta' hält nichts von Fleischersatz.




Nach den 32 Graden bei stehender Hitze tagsüber kam gegen Abend das "Unwetter" mit Regen und kräftigem Wind. Das Baustellenklo anner Ecke ist umgeweht, liegt quer über´m Gehweg. Bin gespannt, wer der Notdurftkiste wieder aufhilft. Man wird ja mit der Zeit zum zynischen Beobachter der Umstände. Is ma so.

Nachher noch nach Bassum zum Barfladen (www.barfliebe.de). Cleo will einen gesicherten Nachschub. Vorher hol´ ich noch eine Styropor-Thermobox aus´m Baumarkt. Mit 35 l Inhalt passt die gut in jeden Kofferraum und hilft nicht nur dem Barffleisch während der halben Stunde Heimfahrt Temperatur zu halten. Auch die menschlichen Einkäufe (Tomaten, Bananen, Milch und so) haben´s gern kühl. 
 
Good news! Unser Bäuerlein in Oberende hat seine unendlichen Bickbeeren-Plantagen zum Selbstpflücken freigegeben! Nun gibt´s bei uns für viele Wochen täglich "blaue Kugeln" in allen Varianten. Bis der Mediziner kommt. Ärzte in des Wortes ursprünglicher Bedeutung sind ja so gut wie ausgestorben. Nur noch ödipale Diagnosefetischisten unterwegs. Welchen Geschlechts auch immer, da blickt ja keiner mehr durch.




Kurz vor 7 issis, gleich die Nachrichten auf Bremen Zwei kurz ertragen. Draussen regnet´s mit büschen Donner. Drinnen issis windstill, das Dach hält dicht. Wir sind noch etwas träge, unentschlossen, immerhin keine Arthrose in den Knien. Manchmal frage ich mich, ob Kaffee wirklich schmeckt, und wenn ja - wonach?

Gut, Leute, ich muss schließen, sonst schlaf´ ich wieder ein. Wie geht´s Hanfrie, Rita, was machen die Hunde?






Nein, ich war nicht angeln. Schon paar Jahre nicht mehr. Aber manchmal denk´ ich dran. Ja, dann geh´ doch ans Wasser, lass den Wobbler fliegen, fang´ deinen Fisch, hab´ Spaß. Tja, aber so einfach ist das nicht, nicht mehr. Da ist zum Beispiel meine Frau. Ihr absolutes Unverständnis für diese "archaische Tierquälerei" trifft mich wie ein linker Haken. Natürlich geh´ ich nicht k.o., aber ein linker Haken der eigenen Frau zählt schon zu den Wirkungstreffern, klar.

Obwohl ich ausschließlich mit Kunstködern fische, fischte, fischen würde (damit werden die Fische zu über 90 % unblutig vorn im Maul gehakt, können wenig verletzt zurückgesetzt werden), bleibt unleugbar der Stress, den ich einem Mitgeschöpf zur eigenen Freude zufüge. Naja, sacht jetzt mein Nachbar, sind doch Fische. Stimmt, Fische schreien nicht, die leiden stumm. Und ihr esst doch auch euren Seelachs einmal die Woche, mit Püree und grünen Bohnen. Stimmt auch. Allerdings lebe ich mein belangloses Leben nicht nach weltanschaulichen Vorgaben. Wie inkonsequent, sacht mein anderer Nachbar, eine Nachbarin. Stimmt auch wieder. Aber was meint denn "inkonsequent"? Die Folge einer versuchsweise konsequent geführten menschlichen Existenz wäre konsequenterweise der sofortige Freitod. Denn eine Lebensform, die zwischen "Gut und Böse" unterscheiden zu können meint, sich zum Moralwesen zu erheben sich erdreistet, wird unumgänglich schuldig, vom dritten Atemzug an. Das hilft einem also nicht weiter. 

Einer dieser betont virilen Aussprüche Ernest Hemmingway´s (man muss den nicht ernstnehmen) lautet: Moralisch ist, wonach es mir gut geht. Ein sehr gefährlicher Satz - naja, Hemmingway eben.

Allerdings erscheint mir (ganz persönlich, mehr nicht) diese Herangehensweise weniger spinnert und auch praktikabler, als irgendeine ziemlich unbequem sitzende Zwangsjacke der Ethik irgendeines Philosophen der letzten 2000 Jahre. Voraussetzung für das Treffen einer Auswahl ist natürlich das Vorhandensein einer reflektierten Menschlichkeit. Ich sollte mich schon darauf verlassen können, das "Gute" zu wollen. Und da komme ich zurück zum Anfang meiner "Epistel" (Brüll!!, ein unpassenderes Wort in diesem Zusammenhang konnte ich nicht finden): Ich meine den linken Haken meiner Frau ...




Da, die erste Pflücke, fünfkommazwei Kilo.






Sonntag, mal wieder einen Gang durch den Rhododendron-Park gemacht. Und weil wir diesmal in den Bereich wollten, der uns wirklich interessiert, die Themengärten, blieb Cleo daheim auf´m Sofa. Denn in einige Themengärten dürfen Hunde nicht mit. Ausserdem issis für uns etwas entspannender, auch mal schön.


Der bekanntere, ursprüngliche Bereich mit den Rhododendren aus aller Welt ist zur Blüte wunderbar, logo, aber wie gesagt: Interessanter sind die Themen.













Natürlich darf die Streifenwanze nicht fehlen, die gehört zur Familie ...





Die große Hitze ist erstmal vorbei, büschen grauer, büschen Regen, auch gut. Cleo hat sich den rechten Ringfinger (also die Zehe an dieser Stelle) etwas gezerrt, wohl eine zu kurze Wende genommen. Ist aber nicht so schlimm, manchmal hebt sie die Pfote kurz hoch. Kühle Retterspitzwickel tun ihr da gut. Ansonsten soll der kleine schwarze dicke Hund jetzt mal ein Pfündchen abspecken. Nicht, dass sie erwähnenswert übergewichtig wäre, nö, da gibt´s molligere Entlebucher mit der Note Vorzüglich (ha,ha,ha). Aber büschen weniger Gewicht auf den vorderen Gelenken wird sicher nicht schaden. Es ist allerdings nicht leicht, kleinere Portionen durchzuhalten - wir werden uns stets bemühen ...

Gestern mal wieder zwei Folgen Monaco Franze gekuckt.
Es ist wirklich Kult, Helmut Dietl war ein Regiegenie und Helmut Fischer (wie alle anderen Mitwirkenden) einfach unschlagbar und unvergessen! Die Erstausstrahlung war im März 1983 (40 Jahre her, und ich kann mich noch genau dran erinnern).

"Immer des Gschiss mit der Elli".





 Für heute Nachmittag war Regen angesagt, und es regnete auch tatsächlich. Wat nu? Ins Museum wär´ nicht schlecht. Lange nicht im Focke-Museum gewesen. Also geh´n wir mal ins Haus Riensberg (das gehört zum Komplex, und da war´n  wir noch nie).




"Zimmer einer jungen Frau",
von Heinrich Vogeler 1906 für die Deutsche Kunstgewerbeausstellung in Dresden entworfen.




Eine wirklich gute digitale Neuerung: An der Kasse kann man sich ein Tablet greifen. Die Exponate haben (fast) alle eine Nummer (kleines unauffälliges Schildchen). Die Nummer gibste ins Tablet ein und zack haste alle wesentlichen Informationen.










Und das Beste zum Schluß: Es gibt eine Ermäßigung für Rentner (BRÜLL !!!)





Sonntag ist Eis-Tag, Café Lindenlaub, jeder vier Kugeln.

Manchmal passiert´s, jeder kennt es: Die Vereisung.
Der dritte Löffel ist vielleicht etwas zu voll, die Gier zu groß. Man stutzt überrascht, der Genuss stockt augenblicklich. Die Zähne fühlen sich kälter an als üblich. Dann breitet sich eine eisige Kälte über den Gaumen aus. Panik kommt auf: Geht das gleich vorbei, hält man es aus, wenn´s nicht vorbei geht, wie weiter leben? Der Gaumen wird immer kälter, vereist, es schmerzt heftig, Tränen treten in die starren Augen, atmen wird nebensächlich. Wenig später strahlt der Gaumenschmerz nach hinten aus. Milliarden Eiskristalle fressen sich durch die Halswirbel, kriechen unaufhaltsam, wie die 37 Elefanten Hannibals über die Alpen, zwischen den Nackensträngen hoch zum Hinterhauptbein. Es wird unerträglich. Das Ende der Pein deutet sich an, wenn der eisige Schmerz unter die Kopfhaut geht, zielstrebig zum Stirnlappen durchläuft, bis in die Nebenhöhlen. Die Nase trieft noch kurz und dann ... dann issis vorüber, es war entsetztlich. 

 


Wo wir einmal in Fischerhude waren, sind wir noch ins KAFF, das Werner Zöhl Museum, gegangen. Das hatten wir schon lange vor. 
Werner Zöhl war uns nicht bekannt - jetzt schon! Nach seinem Tod hat seine Familie eine Stiftung gegründet und das ehemalige Wohnhaus ganz wunderbar in ein Museum, eine Galerie, umbauen lassen. Inklusive Archiv für die über 8000 Werke des Künstlers. Halbjährlich wechseln die Ausstellungsthemen. Wir sind begeistert, Zöhl´s Bilder machen fröhlich auf hohem Niveau - das braucht der Mensch in harter Zeit.







Von hieran ging´s bergab.
 Eva geht der Schlange auf den Leim, knabbert verbotenerweise am Apfel vom Baum der Erkenntnis und Gott schmeißt uns raus - aus dem Paradies. Und da kommen wir nun nicht wieder rein. Genauso wenig wie die Briten in die EU.


Heute ist schon wieder der 31ste. Ab morgen ist August. Kann nicht mal einer auf die Zeitbremse treten? Es regnet, der alte Nissan ist inner Werkstatt, er verliert nach 20 Jahren Kühlwasser. Mit Glück issis nur ein Riss im Schlauch. Kann natürlich auch die Zylinderkopfdichtung sein. Wenn die nicht mehr dichthält, würde es teuer werden, zu teuer, das hieße dann: Adios, Almera, du warst ein treuer Freund. Schau´n mer mal. 
Da Frauli mit dem Skoda unterwegs ist und ich den Gebrauch eines Lasten-E-Bikes ablehne (aus Gründen, logo, wer hat die nicht), bleibt Cleo und mir heute das Umland verschlossen. Wir werden an der Weser, anner Schlachte, langbummeln, über´n Marktplatz schlurfen, vielleicht durch die Wallanlagen zurück. Ich muss auch noch das Blogfoto für den August machen, da wird sich was ergeben, ich bin zuversichtlich. Zuversicht wird zusehens zum Luxusartikel, wie Brot und Butter - wenn man den Medien trauen würde. Warum haben diese medialen Windbeutel bloß so eine Freude daran, uns eine kolossale Armut einzubläuen? Nur noch einen Urlaub im Jahr, nur noch alle zwei Tage Fleisch auf dem Teller, kein Swimingpool mehr im Schottergarten - wie fürchterlich. Wir sind gestern seit langem und unter innerem Protest (weil´s einfach nervig ist) mal wieder im Einkaufscentrum Weserpark gewesen. Ich hatte mir bei Walbusch ein neues Basecap bestellt, ein schönes. Was in diesem Konsumtempel los ist, das glaubste nicht! Alle Parkplätze belegt, selbst auf dem Shopping-Deck kaum was Freies zu finden. Wenige Fahrzeuge unter 25 Tausend Euro Neupreis, die meisten weit darüber. Drinnen Menschen in Massen. An allen Tischen wird gespeist, alle Gänge gut frequentiert, 170 Läden auf einem Haufen (hab´s gegoogelt). Und die Hälfte dieser fröhlichen Leute ist akut von Armut bedroht? Man sollte den Begriff neu definieren, aus Respekt vor den vielen Milliarden Menschen auf der Welt, die ... 
Ich muss brechen, und zwar ab. Übrigens hat mein neuer Hut 29,95 Euro gekostet. Sollte ich mich schämen? Nö, bestimmt nicht. Dafür nicht, sonst schon. Und falls mir mal ein Regionalreporter sein Mikro vor die Nase hält mit der Suggestivfrage: Kommen Sie mit Ihrem Geld eigentlich noch hin?, dann würde ich ihm das Mikro aus der Hand fressen, Vitamin M-Mangel, verstehste.