Sonntag, 1. März 2020

März, Bauer, Rößlein ...




Das Modell und sein Fotograf



Sonntag, bei schönem, windigem Wetter in Neu-Helgoland gegangen. Alles über weite Strecken abgesoffen da, also die Wiesen. Vermutlich werden die Mäuse und Maulwürfe demnächst Kiemen entwickeln.







Beim Aufräumen auf die Mappe mit unseren Linolschnitten gestoßen. 
Paar Jahre her, aber das Schneiden und Drucken hat uns großen Spaß gemacht.



Und flog im hellen Licht der Finsterling ...













Gestern auf dem Gang um die teils überschwemmte Trupe (Ortsteil Lilienthal, an der Wümme) ist Cleo auf eine Nutria in Rottweilergröße getroffen. Gott sei es gedankt war die Riesenwasserratte um die drei Ford Focus-Längen vor ihr am Knabbern und hatte noch Zeit zum Sprung in den Graben. Cleo natürlich hinterher, aber der Nager war gut abgetaucht. Da hätte Cleo wohl den Kürzeren gezogen und wir ´ne Mordstierarztrechnung an der Backe ...

Dieser Vorfall veranlaßte uns, die Trillerpfeife bzw. den Trillerpfiff aufzufrischen, um das Restrisiko zu minimieren. Denn wenn erst Dopamin den glücklichen Jäger durchströmt, hat man eh schlechte Karten, also minimieren.

Und da mussten wir vorhin in der Steller Heide die geplante Übungssituation erst gar nicht starten. Cleo wackelt so zehn Meter vor uns den Weg lang, wendet Kopf und Blick kurz nach rechts, hebt die Nase in den Wind und dann seh´n wir sie auch, die sechs Rehe, wie sie eilig das Weite suchen. Cleo setzt zum Spurt an, Schrecksekunde bei uns, und dann triller ich mir die Seele aus dem Leib, einmal, zweimal, dann liegt sie. Das war knapp, da geht´s ja um Zehntelsekunden. Das wird weiter aufgefrischt, und die wunderschöne Schleppleine aus dünnem Leder ist auch ´ne Option, klar.







Sonntag, frühe Radtour anner Weser lang, 15 km, 
Cleo ist die abgeschnurrt wie eine aufgezogene Schuco-Maus aus den Sechzigern!




Die Absteige von Werder Bremen ...




Am Wehr,




und unterm Sessel. Wir geh´n jetzt ins Kino, die Neuverfilmung von Emma, dann gibt´s Pizza.
















Moin. Eben den allmorgentlichen Blick ins Weltgeschehen bei n-tv getan. Junge, Junge, ganz schön was los hier. Wir laufen direkt rein in die Epidemiewelle, die Börsen ham den Virus schon, Klopapier und Ravioli werden zum aktuellen Goldwert gehandelt. Eine Botschaft jagt die nächste, nichts scheint mehr sicher, die unbegabtesten Journalisten laufen zur Höchstform auf. 

Gestern am frühen Abend noch einen Gang um den Unisee gemacht, Frühlingsstimmung, man muss den Wolken trauen.



I can‘t get no desinfection!





Heute endlich die ideale Bürste für den Kofferraum gefunden. Man kommt vom langen Gang mit dem Hund durch matschige Landschaft und Schlimmeres zurück zum Auto und die Schuhe seh´n aus wie Unterwelt. Da brauchste ´ne richtig gute, preiswerte Notfallbürste. Da isse, drei Eisen fünfundneunzig, von Hornbach (keine Werbung, hab´ sie bezahlt).











René Descartes (französischer Philosoph, 17. Jahrhundert) war der Ansicht, dass alle Lebewesen ausser dem Menschen als biochemische Automaten zu sehen wären, das Agieren der Tiere wären mechanische Reaktionen, ihre Schmerzensschrei mit dem Quietschen ungeölter Türen vergleichbar. Nur der Mensch könne denken, hätte ein Bewußtsein, eine Seele.

Die Unterscheidung, also die Grenzlinie zwischen Mensch und Tier wurde nie endgültig festgelegt. Mal war´s der aufrechte Gang oder der Werkzeuggebrauch, mal die Fähigkeit zur Sprache oder das Erkennen des eigenen Ichs. Musste immer wieder revidiert werden, weil Tiere das alles auch können, haben oder sind. Bis heute wird an dieser willkürlichen, albernen Grenze immer mal wieder rumgebastelt. Ohne endgültigen Erfolg, ist auch klar, es gibt diese Grenze nicht.

Erheblich geistreicher als Descartes war da Carl von Linné, schwedischer Naturforscher, 18. Jahrhundert. Der teilte die Tiere neu ein und zählte den Orang-Utan kurzerhand zur Gattung Homo, also zu den Menschen. Ein wissenschaftlicher Irrtum, keine Frage, aber doch viel sympathischer als dieser hölzköpfige Descartes, find ich.

Eine andere Sache ist der Anthropomorphismus, die Vermenschlichung von Tieren. In Sagen und Fabeln seit jeher ein Stilmittel. Aber auch in neuerer Zeit wird die menschliche Seite der Tiere immer mal wieder literarisch verwertet. Teilweise auf eine Art, die der Wirklichkeit recht nahe kommen könnte.

Ich hab ja kein Problem damit. Womit? Naja, das beispielsweise meine Hunde intelligente, differenziert fühlende, denkende und beseelte Lebenwesen waren und sind, ist für mich keine Frage, da bin ich mir absolut sicher. Bei einem großen Teil meiner Mitmenschen bin ich mir das absolut nicht …

Wie komme ich gerade jetzt auf diese Thematik? Wir lesen momentan „Das Evangelium der Aale“ von Patrik Svensson. Nein, nein, kein Sachbuch, auch kein spinnerter Ausflug ins Esoterische. Eine literarische Suche voll unerwarteter Einsichten, steht hinten auf´m Umschlag. Wir sind begeistert.






"Der Virologe Jonathan Ball betont, dass es bisher keinen Nachweis dafür gebe, dass Hunde an Corona erkranken oder den neuartigen Virus übertragen könnten."

Quelle, klicken:

https://partner-hund.de/hund-positiv-auf-corona-getestet-das-muessen-sie-wissen








Na, das ist ja mal Gottvertrauen ...











Die Welt ist aus den Fugen. Irgendein Engel aus der Johannesoffenbarung bläst gerade Posaune. Man ahnt das Ausmaß, versucht in der Informationsflut nicht zu versaufen.  Eine Katastrophe findet statt, ich weiß das. Aber ich fühle es nicht. Mich begeistern die Delfine im glasklaren Wasser der Kanäle Venedigs, und mich ärgert das Schienenquietschen der Linie 10 vorn an der Straße. Herrliches Wetter heute.






Drei Tage lagerte ein Paket von mir auf der Postfiliale. Der Paketbote hatte (wie üblich) die 52 Stufen gescheut und die Sendung bequemerweise in der Filiale abgelegt. Das regt uns mittlerweile nur noch mäßig auf, der Gurkenclub Post ist eben so. 

An den letzten drei Tagen bin ich dreimal in der Hoffnung, mein Paket abholen zu können, an den Ort der fehlenden Dienstleistungsbereitschaft gefahren, und jedesmal stand eine Corona-Schlage in unglaublicher Länge vor dem Eingang. Eine innere Stimme verbot mir das Anstellen.

Gestern Abend plante ich den letzten Versuch: Morgen früh, ´ne Viertelstunde vor Öffnung, also vor 9. Natürlich rechnete ich damit, auf eine entnervte Horde zu treffen, die dort in Schlafsäcken die Nacht verbracht hatte, um ihr postalisches Anliegen ganz sicher an den Postmann zu bringen, auch ohne zweimal zu klingeln. Die Sehnsucht stirbt auf der Schwelle zur Erfüllung

Aber nein, es kam anders! Keine Horde in Schlafsäcken, überhaupt niemand war da, ich war die Nummer 1, endlich mal, the winner takes it all ... Nach und nach gesellten sich dann ein paar wenige zu mir, auf Abstand, versteht sich. Dann der große Moment: Die Jalousie öffnete sich, die gelbe Tür auch, ein uniförmlich verkleideter Sicherheitsmann, sicher mit Hauptschulabschluss, waltete breitbeinig seines Amtes. Denn wie schon am Aushang zu lesen stand, dürfen nur sechs Kunden zeitgleich den Abfertigungsraum bevölkern, nur 6. Ich bewunderte noch kurz die handwerkliche Qualität der in beschwerten Holzklötzen steckenden Plexiglasscheiben an den Schaltern, Spuckschutzkunst. Komplikationslos bekam ich mein Paket, freute mich, und beim Verlassen der Örtlichkeit wurde ich noch durch den Anblick der obligatorischen Corona-Schlange (ja, da standen sie wieder, die Spätaufsteher, hahaha) angemessen entschädigt. Oh wie schön ist Panama!!!





Die Suchfunktion am PC funktionierte nicht richtig, kurz gegoogelt, aha, und Fehler behoben. Dann probiert und auf ein Foto gestoßen: Gurke und Emmi.
Das war eine gute Zeit, mit zwei Hunden. Die beiden harmonierten von Anfang an, als sie mit fünf Jahren zusammengewürfelt wurden. Gleich alt, gleich groß, wenn auch im Wesen unterschiedlich. 







Ich hab überlegt, ob ich das, was ich jetzt schreiben möchte, auch veröffentlichen sollte. Ja, soll ich, kann ich, darf ich. Also los.

Vorweg das Wesentliche. Ich halte mich nicht für einen bedeutenden Hundeflüsterer, ich hab im Laufe der letzten vier Jahrzehnte mit Hunden sicherlich die meisten Fehler gemacht (und daraus gelernt, hoffentlich) und ich muss mir bedauerlicherweise eingestehen, dass ich kein idealer Hundehaltertherapeut bin oder sein könnte, weil es mir an pädagogischer Geduld und Toleranz fehlt. Mit anderen Worten: Menschen fallen mir sehr viel schneller auf den Wecker als Hunde …

Ich habe einen Kollegen, läßt sich nicht ganz vermeiden. Ein witziger, netter Typ. Allerdings in der Kategorie substanzloser Schwächling angesiedelt, hahaha, ich kann so fies sein. Der kam auf den Gedanken, sich einen Hund zuzulegen, die ganze Familie hatte diesen Gedanken. Ach, wollt ihr das wirklich machen? Ja. Was denn für einen? Wissen wir noch nicht. Naja, dann holt euch doch einen aus´m Tierschutz oder so, einen vielleicht zweijährigen, mittelgroßen, lieben Mischling. Der ist schon fertig, da seht ihr, ob der passt, den könnt ihr nicht mehr so leicht sozialisierungsversauen. Nein, ich wurde nicht erhört. Es wurde ein Welpe vom Hof aus der Gegend. Und der Irrsinn nahm seinen Lauf. Fehlinformiert und beratungsresistent ging man ans Werk. Zur Welpenstunde. Mein Einwurf, sich die Kiste genau anzukucken, weil in den meisten Welpenstunden nachhaltiger Mist praktiziert wird, drang nicht durch. Und es wurde Mist praktiziert. Als der Welpe anfing, seinen Leuten verschärft in Hosenbeine, Ärmel und Hände zu beißen, wurde mein Hinweis, dieses ungute Tun nun unbedingt mit dem Welpen zu klären, und zwar direkt von Mensch zu Hund, soziale Ebene, ruhig, klar und deutlich, nicht ernstgenommen. Er will doch nur spielen, war tatsächlich die Antwort. Als die Sache eskalierte, wurde die Trainerin gefragt. Ganz einfach, irgendwo im Wohnzimmer einen Haken eindübeln, und wenn der Welpe austickt an die Leine und an den Haken hängen. Das wird so nicht funktionieren, warf ich ein, da geht’s nicht um Hund und Haken, da geht’s um Hund und Mensch. Kein Einsehen. Auch sonst wurde nichts gemacht, was einem Welpen den Weg in die Welt zeigen könnte. Du musst mit ihm gehen, was unternehmen, die Freude am Kooperieren mit seinen Menschen wecken, die Zivilisationsbedingungen erklären – mach einfach was. Ja, ja. Bälle im Garten wurden geworfen und Zerrspiele veranstaltet. Bei einem Welpen, der nur unter Schwierigkeiten geimpft werden konnte, weil er die Tierärztin versucht hatte zu beißen und ansonsten ohnehin seinen Leuten in den Klamotten hängt, sind Zerrspiele eher kontraproduktiv. Aber es macht ihm doch Spaß, knappe Antwort. Auch in der Wohnung gab´s keine Regeln, der Welpe durfte alles selbst entscheiden. Ich hatte versucht, die Vorzüge einer Box darzulegen, dem Hund einen Ort der Ruhe zu geben und natürlich auch etwas für die menschliche Entspannung zu tun. Eine Box wurde wohl gekauft. Aber da geht er nicht rein und bleibt auch nicht drin, wurde mir vorwurfsvoll gesagt. Ist doch klar, das muss man ihm schmackhaft machen und dann auch durchsetzen. Ja, aber wenn ich ihn reinschieben will, dann knurrt er mich an. Ich hatte die Hoffnung, die ich nie hatte, längst aufgegeben. Die nächste Botschaft: Er läßt Besucher nicht ins Haus, bellt wie verrückt, und schnappt nach ihnen. Dann klär das mit dem Hund oder er kommt erstmal bei Besuch in die Box. Aber die hatte man nicht mehr, da wollt er doch nicht rein. Es kam noch schlimmer. Er schnappte nach der Verkäuferin im Futterladen und auch Passanten sind vor seinen Zähnen nicht sicher. Du musst jetzt was dagegen tun, versuchte ich ihm klarzumachen, das geht so nicht, mach was. Was denn? Menschenskind, du weiß doch, in welchen Situationen er zu schnappen versucht, es kommt nicht unerwartet, du kannst reagieren, du wirst doch einem kleinen Hund verbieten können, in Menschen zu beißen. Wie denn? Mach ne klare Ansage, schnipp mit dem Finger, stubs ihn an, zwick ihm angemessen in die Seite. Nur mach nicht den Blödsinn mit der Wasserpistole oder der Klöterdose. Mach es direkt von Mensch zu Hund, soziale Ebene, hab ich doch schon erwähnt. Natürlich kam die Wasserpistole zum Einsatz. Und ein Maulkorb wurde gekauft.

Wenn man zum ersten Mal einen Hund hat, macht man Fehler, ist auch mal unentschlossen oder hilflos, überfordert und entnervt. Das ist normal. Auch wenn man den fünften Hund hat ist das noch manchmal so. Hunde sind keine Computer, auf die man das aktuelle Betriebssystem installiert und dann läuft alles wie von selbst. Hunde sind intelligente Wesen und haben den natürlichen Drang, sich Freiräume oder persönliche Vorteile zu verschaffen. Der Hund will frei sein, der Mensch fordert Gehorsam – mal plakativ formuliert, da muss man am Ball bleiben, das macht es aus, das ist das richtige Leben. Wer das nicht aushält sollte sich der Aquaristik widmen. Oder er zerstört die Persönlichkeit seines Hundes. Das geht ganz unblutig zum Beispiel mit dem Leckerlibeutel …

Auffallend, nein, eigentlich folgerichtig ist der andauernde Versuch meines Kollegen, nach Ursachen zu forschen. Für alle von ihm selbst verursachten Folgen einer sozialen Vernachlässigung, wie dem Schnappen und Beißen usw., macht er die Abstammung verantwortlich. Die Wurzeln als Hütehundmischling erklärten doch den ganzen Irrsinn, territorial mit aggressiver Tendenz, unabhängig, schlecht erziehbar. Mit dieser Ansicht ist der inkompetente Halter fein raus, die Standardvariante des substanzlosen Schwächlings. Allerdings mit dem Nachteil, dass alles bleibt wie es ist. Und der Hund zahlt den Preis. Pfui.

Das neuste Problem ist der Rückruf. Der Hund kommt nicht, wenn er soll. Aha. Besonders auf dem Rückweg vom Teich will er nicht mit. Der Kollege geht dann mit dem Hund halt noch ´ne Stunde um den Teich. Bis der dann vor Erschöpfung oder Hunger doch mit kommt. Das, sage ich ihm (ohne die geringste Hoffnung überhaupt bis in seinen Gehörgang zu gelangen), das ist der falsche Weg. Dann issis erstmal besser ihn rechtzeitig anzuleinen als sich weiterhin verarschen zu lassen. Ja, aber ich krieg ihn doch nicht, er ahnt das und läuft weg. So, so, er ahnt das. Darum hab ich gesagt: Rechtzeitig. Mittlerweile bäumt sich Kollege gegen mich auf. Das freut mich, er wächst über sich hinaus, zaghaft. Ach du, giftet er, du weiß doch auch nicht wie das mit dem Rückruf klappt …

Wie alle Problemmenschen mit ihren Hunden sucht er nach einer einfachen Lösung. Er will das Gesamtpaket seines Versagens nicht zur Kenntnis nehmen. Er möchte den ultimativen Tipp, aus Büchern, von Trainerinnen, sogar von mir. Wenn man ein affines Verhältnis zu seinem Hund hat, also eine Beziehung über die simple Bindung hinausgehend, dann kommt der Hund. Er kommt mit, er will bei seinen Menschen sein, das ist tief in seinem Wesen verankert. Wer mit der Rütter-Methode über Monate vor laufender Kamera den Rückruf antrainieren muss, der hat so ziemlich alles falsch gemacht. Ich sag das mal etwas ketzerisch, ganz so einfach issis natürlich nicht immer. Wer allerdings wie Kollege auf das besondere Leckerli mit Vanillegeschmack wartet, um den gehorsamen Hund zu bekommen, der sitzt im falschen Zug und kommt nie ans Ziel. Es fährt ein Zug, nach nirgendwo, mit mir allein als Passagier.