Donnerstag, 1. August 2019

August





 Am Vorabend des Allerheiligenfestes des Herrn im Jahre 1517 sind von Martin Luther 95 Thesen 
an die Türen der Wittenberger Kirchen angeschlagen worden.


Das wünsche ich mir auch von den folgenden Zeilen. In alle Eingangstüren der Hundeschulen und einschlägig genutzten Seminarräume sollten sie eingeschnitzt sein! 
Nach uns greift der böse Zeitgeist natürlich auch immer mal wieder, na klar. Die blödsinnige Idee vom perfekten Hund 
liegt in der Luft - immer schön kräftig ausatmen ...

"Sogenannte Problemhunde entstehen häufig einfach durch falsche Erwartungen des Menschen an seinen Hund! Hunde sind Lebewesen, sie sind nicht „perfekt“. Wir schaffen uns einen Hund aus Fleisch und Blut an, keinen Roboter, der nur entsprechend unserer Bedürfnisse programmiert werden muss und dann zuverlässig funktioniert. Und immer besteht ein Hund nicht nur aus „Problemverhalten“. Daher ist es wichtig, sich immer wieder bewusst zu machen, welche wundervollen Eigenschaften der eigene Hund hat. Gerade wenn Sie zurzeit mit einem Problem kämpfen, sollten Sie sich einfach einmal die Zeit nehmen und positive Eigenschaften Ihres Hundes sowie tolle Erlebnisse mit Ihrem Hund aufschreiben. Sie werden erstaunt sein, was für eine Liste dabei zusammen kommt. Denn nicht umsonst haben Sie sich damals für Ihren Hund entschieden. Machen Sie sich bewusst, dass das Idealbild Ihres Hundes niemals mit der Realität übereinstimmen kann. Und mal Hand aufs Herz: Wäre das Leben mit dem perfekten Hund nicht einfach viel zu langweilig? Akzeptieren Sie Ihren Hund daher so wie er ist, mit all seinen Stärken und Schwächen. Helfen Sie ihm dabei, sich zu entwickeln, aber lernen Sie auch seine Grenzen kennen. Versuchen Sie nicht, ihn zu biegen oder zu brechen, denn das, was seine Persönlichkeit ausmacht, werden Sie nicht verändern können."











Samstag, Töpfermarkt in Oldenburg, war wieder nett und es gab viel zu kucken ...




... zum Beispiel Hunde!







Und das gesuchte Milchkännchen ham wir och jefunden, schön!











Im folgenden Video hab ich mal ein paar Begegnungen zwischen Cleo und Joggern bzw. Radfahrern aufgenommen. 
Ohne Leine und Halsband, ohne Kommandos, frei wie der Wind sollte sie sein. 
Natürlich läuft das sonst meistens nicht so ab, da gilt "Safety first" für alle Beteiligten, logo. Aber sie kann´s eben auch anders 
und das gibt uns ein gutes Gefühl.









Ein Bett im Kornfeld, das ist immer frei,
denn es ist Sommer und was ist schon dabei,
die Grillen singen und es duftet nach Heu,
wenn wir träumen ...










Na gut, nochmal was zum Entwurmen (weil wir in der Sache gerade tätig sind, hahaha).

Was ist die Präpatenzzeit? Die Präpatenz beschreibt den Zeitraum von der Infektion durch einen Parasiten, bis zum Nachweis seiner Vermehrungsprodukte (Eier, Larven, Trophozoiten, Mikrofilarien) im Stuhl, Urin, Sputum oder im Blut. Je nach Erreger variiert die Präpatenzzeit.


Was bedeutet das? Das bedeutet, will man auf die tolale „Nummer Sicher“ gehen, daß man seinen Hund alle 1-2 Monate entwurmen müsste (klicken, wer mir nicht glaubt). Die von den Tierärzten empfohlene Entwurmung im Drei-Monats-Rhythmus ist noch moderat zu nennen.

Sind Wurmkuren gesund? Nö, natürlich belasten sie den Organismus des Hundes, es gibt teilweise starke Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten, und bei einer derart häufigen Verabreichung sicher auch Resistenzen unter den Würmen. Viermal pro Jahr bedeuten in einem 15jährigen Hundeleben glatte 60 (Wurm-)Giftgaben.. Bei der ganz sicheren Variante (durchschnittlich alle sechs Wochen entwurmen) kommt man auf über 120! Die allermeisten, über 80%, völlig unnötig, weil keine Verwurmung vorlag.

Was tun? Vorher auf Wurmbefall testen. Kotuntersuchung. Wer auch hier „sicher gehn“ will, der macht das alle drei Monate. Uns ist das sicher genug!

Wo läßt man untersuchen? Über den Tierarzt, oder besser selbst über´s Labor. Was kostet das? Auf Würmer aller Arten ca. 12 Euro, zusätzlich auf Giardien ca. 25 Euro. Wenn kein verdächtiger Grund auf Giardien vorliegt, machen wir nur auf Würmer.
Unser Labor ist dieses: ParaDocs, München (klicken).





Das war´s. Die passenden Beutel, klick.







Sonntag, mit Toni und ihren Menschen am Südarm auf Krebsfang gewesen. Nix, es gibt Pizza ...





Wir haben natürlich schon immer für alle Hunde eine Haftpflichtversicherung. Und das ist auch gut so!

Mitte April des laufenden Jahres schlenderten wir einen Weg zwischen Stadtwald und Kleine Wümme lang, ein unbefestigtes Niemandsland sozusagen. Cleo lief frei vielleicht zwei, drei Meter von uns weg. Plötzlich erschien eine Joggerin wie aus dem Nichts. Sie war von hinten an uns herangelaufen, hatte sich in keinster Weise bemerkbar gemacht, lief wie an einer Schnur gezogen mit unvermindertem Tempo dicht an uns vorbei. Als wir sie aus den Augenwinkeln bemerkten und Cleo zu uns heranriefen, ließ sie dem Hund nicht eine Sekunde Reaktionszeit, lief weiter, fiel über den Hund, stürzte und brach sich ein Bein. Wir kümmerten uns um die am Boden Liegende, riefen einen Rettungswagen, der kam dann auch rasch und nahm sie mit. Adressen wurden ausgetauscht und am Abend erfuhren wir vom Lebensgefährten der Joggerin die "Diagnose", sie blieb für einige Tage im Krankenhaus. Das alles tat uns aufrichtig leid, obwohl wir uns für den Unfall nur bedingt verantwortlich fühlten. Der Versicherung wurde Mitteilung gemacht, der Sachverhalt geschildert, die Sache lief.

Nach drei Monaten lag ein Schreiben des zuständigen Polizeikommissariats im Briefkasten: Ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung war eingeleitet worden. Wir hatten das schon angedacht, waren nicht völlig überrascht - aber auch nicht erfreut. Dieses Eisen schien uns doch etwas heiß zu sein, also nach der passenden Anwältin gesucht, eine gefunden, die beantragte erstmal Akteneinsicht, gut soweit. Stille. 

Nach zwei Wochen lag wieder ein Schreiben im Briefkasten, diesmal von der Staatsanwaltschaft. Die machte uns den Vorschlag, das Verfahren gegen eine Zahlung von 250 Euro einzustellen.

Nun atmeten wir kräftig durch, überwiesen die 250 Euro an die Landeskasse, bedankten uns bei der Anwältin, die ein faires Honorar in Rechnung stellte. Der Rest ist Sache der Versicherung (davon gehn wir aus, felsenfest).










Heute die Mail vom Labor gekriegt:






Samstag, bewölkt, frei, die Einkäufe sind erledigt, mit Cleo am Unisee, durch die Wildnis, am Stadtwald gegangen. So soll es sein, das ist das Leben! Ich hab ohnehin schon lange alles erreicht: Mein Hund kommt, wenn ich ihn rufe. Mehr wollte ich nie, das war der einzige Ehrgeiz … 😉

Auf dem Rückweg zum Auto wie so oft auf eine „Hundeschule to go“ getroffen. Auf dem großen Parkplatz standen bestimmt 15 Leute mit ihren Hunden, im Kreis, in zwei Kreisen. Und in jedem dieser Kreise produzierte sich eine dieser zertifizierten Problemhundemacherinnen. Die Menschen machten allesamt einen trostlosen Eindruck, man erkennt das ja am Ausdruck. Und so waren auch die Hunde drauf. Dagegen geht’s in der urologischen Notaufnahme heiter und entspannt zu. Vom Glauben fiel ich ab, als ich einen Labbiwelpen mit Halti erkannte. Wer führt seinen 10 Wochen alten Welpen am Halti? Wohl ein Tipp der Zertifizierten. Mir schwirrte der Ausspruch Max Liebermanns beim Tee mit Käthe Kollwitz während der Nazizeit durch den Kopf: Ick kann janich soviel fressen wie ick kotzen möchte … Wir mussten weiter, konnten es nicht mehr ertragen. Warum machen die Leute das? Warum tun sie sich und ihren Hunden das an? Warum bloß?

Später an Horst Janssen gedacht, einer der herausragendsten und produktivsten Zeichner und Grafiker des 20. Jahrhunderts. Ab 1946 studierte Janssen in der Landeskunstschule in Hamburg. Sein Lehrer war Alfred Mahlau und Janssen war von Anfang an sein Meisterschüler. Über Mahlau hat er in seinen Büchern viel geschrieben, zum Beispiel folgendes, ich zitiere aus der Erinnerung:

In der Parallelklasse war ein hochnäsiger, sehr auf seine Wirkung bedachter Junge. Victor von Bülow, später Loriot. Das nur am Rande. Bedeutender war die Tatsache, daß Mahlau in den ersten Wochen ausschließlich das Sehen lehrte. Wie sieht alles eigentlich genau aus? Wie fallen die Schatten, wo sitzen die Spitzlichter? Wie kann ich einen angewinkelten Arm nur mit Hilfe der Kontur dreidimensional darstellen usw.
Die Jungs in der Parallelklasse bekamen sofort einen Bleistift in die Hand gedrückt und legten los. Ob der junge Loriot schon damals Wum oder Herr Müller-Lüdenscheidt gezeichnete hat, ist nicht überliefert. Auf alle Fälle amüsierte sich Janssen später köstlich darüber: Während wir von Mahlau das Sehen lernten, versuchte der Professor in der Parallelklasse den Blinden das Zeichnen zu vermitteln.





So ungefähr kann man das Treiben in wohl 90 Prozent der hier aus dem unfruchtbaren Boden geschossenen Hundeschulen beschreiben. Da wird ahnungslosen Menschen, die nicht die geringste Vorstellung haben, was ein Hund ist, und die über keine Affinität zu diesem wundervollen, intelligenten und ihnen an sozialem Einfühlungsvermögen weit überlegenen Tier verfügen, da wird diesen gutwilligen Menschen beigbracht, wie ihr Welpe ordentlich bei Fuß zu gehen hat. Es ist wie mit den Blinden aus der Parallelklasse …




Sonntag, Kunsthallen-Tag.

Aktuelle Ausstellung: Karin Kneffel. Von der hatten wir noch nie was gehört. Und auch der momentane Kunsthallendirektor hatte mit seinen Aktivitäten bisher nur enttäuscht. Trotzdem, bei 10 Euro Eintritt kann man nix falsch machen. Bezahlt, die Jacken im Spind verstaut, Vorschrift, und dem Pfeil zur Ausstellung entspannt gefolgt. Und dann waren wir plötzlich hellwach!! Was war das denn? Da konnte jemand malen, richtig malen! Und die Sujets waren hochinteressant und sehr verschieden. Es gab Arbeiten in Din A5-Größe und wandfüllend, in Öl auf Leinwand und im Kupferstichkabinett hingen Aquarelle, wundervolle kleine Aquarelle! Nun wissen wir, wer Karin Kneffel ist, und die 35 Euro für den Ausstellungskatalog sind gut angelegt.

Vor Begeisterung wie besoffen wankten wir ins Parkhaus und fanden den Nissan nicht wieder, aber das war uns egal ...
















Was uns  erst nach einigen Betrachtungsminuten aufgefallen ist:
Das Spiegelbild des Dalamtiners schaut den Betrachter mit erhobenem Kopf an!






Seit anderthalb Wochen befassen wir uns mit Alexander von Humboldt. Nein, nicht der Erfinder des gleichnamigen Pinguins. Der Forscher auf allen erdenklichen Ebenen der Naturwissenschaften und der Wirtschaftsgeologie, der Völkerkunde und vieles mehr. Ein genialer Mensch. Geboren 1769 in Berlin, gestorben 1859 auch in Berlin. Humboldt hat einige mehrjährige Expeditionen und Forschungsreisen in der Welt gemacht, dabei alles aufgesogen, was ihm vor die Augen kam. Er war erbitterter Kämpfer gegen die Sklaverei, gegen den fürchterlichen Missionierungsirrsinn, Unterdrückung, Ausbeutung usw. 
Er erkannte schon im 18. Jahrhundert beispielsweise die schlimmen Folgen von Monokulturen, damals wurde mit Zuckerrohrplantagen viel Geld verdient. Humboldt hat vor über 200 Jahren gesehen und gewußt, wie der Zustand der Erde heute ist.

Und nach ihm unzählige Menschen, die wissenschaftlich belegt und gewarnt haben, daß es schon lange 5 nach 12 ist. Wir brauchen keine Greta Thunberg, keinen kindlichen Messias, keinen (Öko-) Kinderstar wie Heintje oder Liz Taylor, die mit einem Lassie-Film groß raus kam und ihr Erwachsenenleben damit ausfüllte, mit Richard Burton um die Wette zu saufen und sich zwischendurch feste was in die Schnauze zu keilen. Vermutlich wird Greta in wenigen Jahren in Vergessenheit geraten und Kinderbücher schreiben wie Jutta Ditfurth.

Die Welt wird von ein paar Lebensmittelkonzernen wie Nestlé, ein paar Großbanken und ein paar dieser gigantischen Hedgefonds regiert, die mit Nahrungsmitteln, Palmöl und Währungen spekulieren. Die machen keine Fridays for Future, nö, die sind mit Greta sogar ziemlich glücklich. Denn Greta lenkt ab. So´n büschen Kindertheater, Kater Mikesch rettet die Aale. Und wer ist schuld? Grönemeyer, der Depp. Kinder an die Macht, so ein Blödsinn!


Gut, ich schweife ab. Es ging mir um Humboldt. Wie gesagt, ein Wahnsinnstyp, seiner Zeit weit voraus. Goethe war ein lieber Träumer, Schiller ein kleines Arschloch. Aber Alexander von Humboldt war wirklich gut, AVE!











Sonntag, mit Toni und Leuten drei Stunden durch die Fischerhuder Niederungen gewackelt. In der Sonne satte 30 Grade. Wir versuchten den Gang soweit möglich im Schatten von Bäumen zu gehn. Dem kam das Stück in Fischerhude über die Stege der Wasserläufe am nächsten, auf Rilkes Spuren sozusagen.





Abkühlung für die Kleinsäuger. Bei uns war´s die Angst vor´m Sonnenstich ...



Der Lohn der Angst, vier Kugeln inner Waffel.



Cleo regeneriert erstmal.








Montag

Es sind draussen 32 Grad, Celsius, versteht sich. Cleo und ich waren früh am See, einmal rum, zehnmal schwimmen, das war´s. Jetzt liegt sie auf´m Sofa, die Rollos sind ganz unten, der Ventilator läuft, Runde um Runde. Man kann nicht viel unternehmen, man will´s auch nicht, die Sonne liegt vorn, 1 : 0, vielleicht ist bald Halbzeit, mal hör´n, was der Trainer sagt.

Ich dödel rum am PC, Musik wäre nicht schlecht, suche im CD-Regal und stoße auf Wagner, Siegfried Idyll.
Wieso ham wir das? Wer von uns hat jemals Wagner an seine Ohren gelassen? Na gut, rein damit und auf Play, geht los. 
Oha, leiser bitte, Cleo blinzelt, ich gehe in Wikipedia auf den Ring der Nibelungen. Vielleicht ergreift mich der Ehrgeiz. Nö, aber ich lese mal diagonal den endlosen Stremel runter, wie ein Psychiater in der Notaufnahme, nur nicht den Wahnsinn an sich rankommen lassen, Distanz ist das Zauberwort. Dann gibt’s auch Lustiges:

In langer Zeiten Lauf
zehrte die Wunde den Wald;
falb fielen die Blätter,
dürr darbte der Baum.“

Die Handlung der vier Teile des Rings ist schnell erzählt. Zu Beginn spielen die Rheintöchter (Woglinde, Wellgrunde und Floßhilde) mit dem Gold, dem Rheingold eben. Dann folgen 16 Stunden (die Aufführungsdauer variiert) eines unfaßbaren Irrsinns, und am Schluß erhalten die drei Rheintöchter das nun vom Fluch gereinigte Gold zum Spielen zurück, Vorhang.







Bilanz




In den nun drei Jahren und acht Monaten der Existenz dieses Blogs ist er 49 Tausend 781 mal angeklickt worden. Das ist relativ beeindruckend, finden wir. Nicht im Vergleich mit den millionenfach geliketen Öffentlichkeitsarbeiten sich schminkender Jünglinge natürlich, aber daß sich doch nicht ganz so wenige Menschen für das Leben eines kleinen, dicken, schwarzen Hundes interessieren (inklusive der Schreibereien eines bemühten Bloggers), das verblüfft schon. Eigentlich ist der Blog ja als privates Tagebuch gedacht. Aber der bekannte Satz von Max Frisch: "Man kann alles erzählen, nur nicht sein wirkliches Leben", läßt uns das öffentliche Mitlesen wegstecken, macht ja auch Spaß ein Publikum zu haben, hahaha.

Einen kleinen Pferdefuß hat die Sache allerdings: Langeweile. Selbstverständlich besteht die Möglichkeit, seine Leser - und was noch schlimmer wäre: sich selbst - zu langweilen. Naja, schau´n wir mal ...






Samstagfrüh in der Kommandozentrale, kurz noch wachinformieren, dann Einkaufszettel kritzeln, das Lachsöl für Cleo darf ich nicht vergessen, und die Angebote bei REAL, Barillanudeln und Mövenpickkaffee, und Druckerpapier (beim Zeus, wenn ich das vergesse, nicht auszudenken). Gehört wohl zum Leben dazu, die Marginalien des Alltags, Nachbarn grüßen, all die Hochbegabten im Job zerlächeln, tanken unter einsachtunddreißig. Dann kommt die Kür, der Ernst, das Wesentliche: Mit Frauli Mozzarella-Tomaten essen und mit Cleo gehn, irgendwo, einfach gehn, zusammen, authentisch sein.