Mittwoch, 1. Februar 2023

Februar

 



Schönheit existiert nur im Auge des Betrachters? 
Dann bin ich voreingenommen ...

(Übrigens sind hier nicht alle Fotos von mir. Frauli macht auch welche, dieses beispielsweise)



The same procedure as every morning 
oder Cleo´s Morgen-Ritual.

Frühstück steht auf dem Tisch, Frauli klopft kurz die Neuigkeiten am PC ab, ich liege noch auf´m Sofa, der Tag beginnt - gleich.
Und Cleo? Cleo wartet, sie muss warten, sie wartet nicht gern, und wenn, dann nur unter Protest. Worauf wartet sie? Naja, auf ihr Frühstück, klar. Ich möchte allerdings nicht mit Fingern, die noch vor Sekunden in durchwachsenem Rindfleisch, Innereien, Pansen und geschreddertem Entenrücken gesteckt haben, mein Müsli löffeln. Also muss sie warten. Herrli first.





Nach den Wochen der meteorologischen Tristesse endlich mal ein Bilderbuchwintertag: 
Klar und kalt, blauer Himmel und Sonne, kein Wind.







Ay, Marieke, Marieke, die Zeit wird lang,
im flachen Land von Bruges bis Gand ...

(an Jacques Brel gedacht)


Auch wenn wir den Energiewende-Hype in seinen irrwitzigen oder klebrigen Varianten nicht mitmachen, so sind wir natürlich prinzipiell mit von der Partie, logo. Zum Beispiel beim Heizen. Da kriegen wir jeden Monat dank des fernauslesbaren Zählers ein Briefchen über unseren Energieverbrauch des aktuellen Monats verglichen mit dem des letzten Jahres geschickt. Wohl zum Zwecke der Selbstkontrolle, interessante Sache. Und bisher schneiden wir richtig (nein, ich sag´s nicht zweimal, nur Zeitgeistidioten/innen meinen mit der verdoppelnden Wiederholung die Bedeutung steigern zu können) gut ab. 30 Prozent weniger sind immer drin. Ohne zu frieren oder im Wintermantel. Macht Spaß.
Wenn schon, denn schon - dann müssen auch neue Thermostaten her, die neuen „Smarten“. Nicht über die alte, mechanische Temperaturermittlung, kein ständiges Rumdrehen mehr, nein, digital, programmierbar, wer will über WLAN vom anderen Ende der Welt steuerbar, über eine App oder Sprachsteuerung. Ein Wahnsinn, zurück in die Zukunft, was kostet die Welt, das Sofa ein Raumschiff, geil! Hab´ mich büschen schlau gemacht, paar Testberichte verschlungen und eben das Starterset von Hama bestellt, PRIME, versandkostenfrei, huiiii. Wo wird das alles noch enden? Gut, dass wir nicht mehr jung sind. Als nächstes würde ich dann gern die Innen-Jalousien per Fernbedienung elektrisch vom Sofa aus verstellen können. Und dem Wasserkocher inner Küche die gewünschte Gradzahl zurufen, alles vom Sofa aus, „Hey, Wasserkocher, einmal auf 92 Grad bitte, wir ham Kaffeedurst“. 

Aber Cleo kommt nicht auf´s Laufband, mit der geh´n wir schon noch raus, und gefüttert wirdse auch noch von Hand. Jetzt gleich zum Beispiel, ihre Blicke stechen mir förmlich in den Rücken. Der Hund hält einen auf der Erde, verhindert Höhenflüge in blödsinnige Welten. Das ist gut.




Royals unter sich.

Geld is´ nich wichtich, aber lieb musse sein,
Kuscheltyp musse sein, nur für mich.
Und wennse Zaster hat, so richtich Zaster satt,
das wär´ doch auch kein Grund um sich zu schäm´, nee, nee ...






Hö, hö, Aktion "Neue Thermostate" ist erfolgreich abgeschlossen!

Bei den alten Heizkörperventilen musste ein Adapter her (M30/1,0 auf M30/1,5). Durfte die Erfahrung machen, dassis Sanitärbedarfläden wie früher wohl nicht mehr gibt. Entweder nur für Händler, oder nur für Komplettaufträge, oder das benötigte Teil ist eh nicht da. Bei etwas spezielleren Wünschen sind Baumärkte auch keine Option. Also erstmal schlaugoogeln, welcher Adapter es sein muss, und dann online bestellen. Will man´s ohne längere Lieferzeit bleibt wieder mal nur Amazon. Am nächsten Tag lagen die Adapter inner Packstation. Bei aller Kritik: Hier ist der Kunde König, ein kleiner ...
Dann anschrauben, App runterladen, und installieren was zu installieren ist. "Gerät erkannt" (die zwei Worte der Erleichterung) und Zack - that´s all, endlich wieder auf der Höhe der Zeit, das Leben kann durchaus schön sein. Natürlich ist so ein "smarter Thermostat" auch von Hand, ohne digitalen Schnick und Schnack, bedienbar. Aber einen für mich eher ungewöhnlichen Ehrgeiz, die Chose über´s Handy zu steuern, entwickel ich dann doch. Aus irgendeiner Quelle muss mein Selbstwertgefühl ja gespeist werden, und einen Porsche kann ich mir nicht leisten. Die App zeigt Raumtemperatur und eingestellte Temperatur an. Das Einstellen geht zuverlässig schnell, WLAN ist das Zauberwort, auch vom Einkaufen bei Alnatura inner Schlange vor der Kasse aus, BRÜLL. Das ist so witzig, so überflüssig und sooo spaßig! 
Also gut, Chronistenpflicht erfüllt, gleich bau´ ich noch die Thermostate in Schlafzimmer und Bad an. Dann kommt die Kür des Tages, mit Cleo gehen, Seelachs kaufen, mit Glück ein Schälchen frisch gebratene "Stinte to go". Die sind dieses Jahr recht rar, zieh´n schnell die Weser hoch, professionelle Amtsfischer gibt´s kaum noch und das ist auch gut so. Dann is Middach und ich werde meiner Frau einen Seelachs servieren, den die Welt noch nicht gesehen hat, versprochen.





Im Bradenholz, anschließend Nachschub aus´m Barfladen geholt.


Es ist noch düster. Ich meine die Tageszeit, nicht die Stimmung. Da kommt ein kleines Pamphlet zur Überbrückung der Dämmerungsphase gerade recht. Cleo döst übrigens auf´m Sofa dem Frühstück entgegen, braver Hund.

Mir zog vorhin gleich nach dem Erwachen ein Foto der letzten Tage von Frau Wagenknecht Schulter an Schulter mit Frau Schwarzer durch den noch müden Geist. Jetzt drängt es mich, meinen Gedanken Raum und Ausdruck zu verschaffen (mein Gott, was bin ich heute wieder gut).
Natürlich geht es um das von Frau Schwarzer initiierte „Manifest für den Frieden“. Ein ärgerliches Konstrukt allemal, naiv, spinnert und einer Waffenstillstandsperspektive kaum dienlich. Dieses Manifest verhöhnt das ukrainische Volk, verwischt die Begriffsgrenzen von Täter und Opfer, verniedlicht geradezu die Realität eines Angriffskrieges. Das ist nicht in Ordnung - bei aller Ohnmacht, Angst und Hilflosigkeit.
Was sehe ich auf dem besagten Foto? Ich sehe zwei gescheiterte Egomanen, die sich gegenseitig instrumentalisieren. Die eine ist Opfer ihrer eigenen Weltanschauung, die andere hängt einer vergangenen Zeit nach, in der sie notwendig und wichtig war. Frau Schwarzer erinnert mich an die senile Inge Meysel, wie sie mit schlecht sitzendem Gebiss durch Talkshows tingelte. Der Angst, in der Bedeutungslosigkeit zu versinken, geschuldet, so dreist wie peinlich den Zaun eigener Kernkompetenz überspringend, um bei völliger Ahnungslosigkeit Blödsinniges abzusondern. Ach, Alice, hättest du doch geschwiegen.

Vielleicht lehne ich mich mit diesen morgendlichen Zeilen ja zu weit aus dem Fenster. Möglich ist das. Aber dann war ich wenigstens an der frischen Luft.





Zwölf Uhr mittags

So, sind zurück. Die Wettervorhersage stimmt: Regen, Regen, Wind und Sturm. Danke. Nach den WE-Einkäufen bin ich mit Cleo nach Bremen Nord, Werderland, Weserdeich. Dreiviertelstunde hin, Dreiviertelstunde zurück, mal oben auf´m Deich, mal unten am Wasser. War existenziell der Gang. Vom Regen geschüttelt, vom Wind gebeutelt, hat Spaß gemacht. Hab´ wieder gesungen unterwegs, für die Motivation und gegen kalte Beine.

Die Kapelle. rumm tata,
und der Papst war auch schon da,
und mein Nachbar vorneweg,
Freiheit, Freiheit ...





Wieder ein geplatzter Traum vom Eigenheim. 
Warum die Leute bloß so scharf auf Besitz sind - verstehst du das, Cleo?



Die moderne Welt ist komplex. Aber auch kompliziert. "Heute" ist die "gute, alte Zeit" von morgen. Na, schau´n wir mal. 
Ein Beispiel: Kauf eines neuen Wasserkochers anno 2023. Kurz in die Suchleiste eingeben: Wasserkocher. Und schon ist der Tag gelaufen. Es gibt tausende, gefühlt Millionen. Wo ist eigentlich der alte Emaillekessel von Oma abgeblieben? 
Eingrenzen, Reduktion, systematisches Ausschlußverfahren.
Welche Form wird bevorzugt? Rund verspielt, modern geradlinig oder Retro. Material: Edelstahl, Kunststoff, wenig Plastik. Farbe? Ja, auch. Silber, schwarz, bunt, mit Muster oder weiß? Was ist mit dem Griff? Eckig, weich gebogen, geschlossen oder offen? Auf alle Fälle griffig und er darf nicht heiß werden, versteht sich von selbst. Der Deckel. Oh ja, der Deckel ist wichtig. Abnehmbar oder auf Knopfdruck zu öffnen. Ist der Öffnungswinkel groß genug? 90 Grad sind ideal, sonst geht beim Einfüllen die Fummelei los. Ein Kalkfilter muss sein, ein leicht austauschbarer, zumindest leicht zu reinigen. Der Schnabel, also Ausgießer. Der darf nicht tröbbeln und nachtropfen, es geht ja um kochendes Wasser, Safety first. Fester Stand auf dem Ladeunterteil ist existenziell, da darf nix wackeln oder schaukeln, klar. Fassungsvermögen: Reichen 1,7 Liter oder besser 2,2 oder nur 0,8 Literchen? Füllstandsanzeige: Wieviel Wasser ist nun drin? Meistens gibt´s eine Anzeigeschiene hinten vor dem Griff. Nicht so praktisch, und die Schiene ist aus Plastik. Plastik im kochenden Wasser? Na, na, na. Besser ein Kocher mit Glaskörper, da sieht man plastikfrei wieviel drin ist. 
Die ausstattungsmäßig bedeutsamste Entscheidung muss jetzt noch getroffen und gefällt werden: Nur ein Wasserkocher? Einer mit Temperaturanzeige? Oder einer mit Temperatursteuerung?
Da nicht alles auf der Welt gleichermaßen mit kochendem Wasser übergossen werden sollte, muss der gewiefte Endverbraucher mit unterschiedlichen Wassertemperaturen umgehen können. Grüner Tee freut sich über 70 Grad, Schwarzer Tee mag 100 Grad, Darjeeling etwas weniger. Bei Kaffee wird´s diffiziler. Normalerweise mit 86 bis 96 Grad aufbrühen, Die Amerikaner mögen´s zwar heiß, aber nicht so bitter. Die brühen mit 82 bis 85 Grad. Wer seinem Kaffee gerecht werden möchte, der kommt um eine Temperaturanzeige nicht drumrum. Diese Variante erfordert allerdings Zeit, Ruhe und Konzentration. Nebenbei Brötchen aufschneiden ist gefährlich. Weniger für die Finger, mehr für den Kaffee. Also ein Kocher mit Temperatursteuerung macht schon Sinn. Gewünschte Brühtemperatur kurz eintippen und wenn´s piept kann gebrüht werden. Es gibt Kocher, bei denen die Temperatur digital bequem oben am Griff eingetippelt wird. Andere haben ein voluminöses Unterteil, von dem aus programmiert wird. Raumpatrouillenfeeling, die Orion läßt grüßen, Dietmar Schönherr bereitet den Rücksturz zur Erde vor.

So, lieber Leser, gut durchgehalten, Bravo. 
Jetzt muss man nur noch die Ein- und Ansichten über die technische Beschaffenheit des Kochers mit seinem ästhetischen Empfinden und der Preisvorstellung überein kriegen. Mehr als hundert Euro für einen Wasserkocher auszugeben wäre was für versnobte Oberärzte, aber nicht für uns, denn wir sind vom Leben austherapiert. 
Ich melde mich dann hier wieder, wenn wir unseren Traumkocher gefunden und erstanden haben, Pfiati Gott.




Da isser: Der Welt schönster Wasserkocher! Rosenlippenmädchen - leichtfüßige Jungs. 
Ham unsere Preisobergrenze geringfügig touchiert, er ist einfach zu schön ...