Mittwoch, 1. April 2020

April





Cleo wagt den Sprung in den Frühling








Die Weserrunde mit dem Rad (15 km) ist jetzt fest im Programm. So dreimal die Woche, oft auch morgens vor dem Job. Macht Cleo wirklich Freude. Ideal scheint ihr der schnelle Trab kurz vorm Galopp zu sein, aber wir machen auch langsamer. Und hinterm Weserstadion ist Hundetreff. Da kann sie toben bei Bedarf, meistens nur kurz, dann will sie weiter zum Wehr, Strecke machen.
 Als angenehme Folge von "Corona" ist auf dem Weg viel weniger Fußgänger- und Fahrradfahrerverkehr als früher, da musste man oft Slalom fahren.





Social Distancing


Sonntag, durch´s Werderland gewackelt. Da war vergleichsweise wenig los. 
Oben auf dem Lesumdeich boxte der Papst im Kettenhemd! Spaziergänger, Radfahrer, Jogger, dicht an dicht, als würden sie Bewegung hamstern ...

Gleich gibt´s erstmal Pizza bis der Arzt kommt. Vorhin noch Mehl online ergattert, Bio, Weizenmehl 1050, Roggen 550er, jeweils fünf Kilo. Gestern mit Glück und Verstand Backhefe bei Lestra abgegriffen. Wenn eins klar ist: Wir kommen durch, auf hohem Niveau, logo!







Heute war´s wieder richtig warm, nachmittags bis über 21 Grad, im Schatten. Wir sind den Wümme-Südarm lang, 
von Backsberg bis zum kleinen Wehr und aufer annern Seite zurück, zwei Stunden, und da gibt´s keinen Schatten ...







Wenn ein Diabetiker vom Blitz getroffen wird, ensteht dann Karamell?


Naja, blöder Witz, darf auch mal sein. Ich klick doch nach´m Frühstück meistens auf n-tv news und überfliege kurz mit noch 60% Sehfähig- und Hirntätigkeit die Überschriften des Weltgeschehens. Und das ist aktuell Corona. Auch wenn mir die Komplexität des 21. Jahrhunderts zumindest nebulös schon irgendwie "bewußt" ist, verblüfft mich das Ausmaß der Auswirkungen doch massiv. Alles hängt zusammen, bedingt sich, das eine zieht das andere nach sich, im Kleinen wie im ziemlich Großen, regional wie global. Von medizinischer Machbarkeit über Wirtschaft und Weltfinanz, von Grundrechten über Bundesliga bis Vatikan. Und dann natürlich die kleineren und großen Tragödien im Leben der Menschen, geplatzte Existenzen, ausradierte Lebensleistungen, viele sterben. Ich will jetzt nicht theatralisch werden. Denn wir, unser Leben, Gegenwart und Zukunft, sind wirklich überschaubar betroffen, haben Glück im Unglück. Zumindest sieht´s danach aus.

Dassis in diesem Land Millionen Bundestrainer gibt, die jedes Spiel gewinnen würden, weiß man. Auch Bundeskanzler sind im Übermaß vorhanden. Alle wissen alles, hätten die Welt im Griff, aber man läßt sie ja nicht. Die Repräsentanten haben versagt, die da oben, Flaschen allesamt. Durchgeplante Worst-Case-Szenarien werden gefordert. Finanzkrise, Flüchtlingsproblematik, Corona. Da muss man doch vorbereitet sein, tönen die Leute und lassen gerade Diesel in ihren Benziner laufen. Keine Schutzmasken, Klopapier Mangelware, wie ist das möglich? Tja, ihr Hochbegabten, ist alles nicht so einfach, nech. Die meisten von uns kommen mit der Urlaubsplanung mal gerade so zurecht, ist das Licht im Bad wirklich aus? 

Man lernt aus der Erfahrung und hinterher ist man schlauer. Nö, nö, keine Plattitüde, da ist was dran. Ich hab nix gegen Planbarkeiten jeglicher Art. Aber noch lieber sind mir Menschen, die situativ reagieren können, handlungsfähig sind, verbleibende Möglichkeiten nüchtern abarbeiten. Politik ist die Kunst des Möglichen. Und das Lied von der Unzulänglichkeit menschlichen Strebens kann man sich auch mal wieder anhören, denn Bertold Brecht war nicht ganz doof ...







Ostermontag. den Weyerberg in Worpswede umrundet. 
Schau, der Horizont. Komm, laß uns drüberfallen. Vielleicht fallen wir der Sonne entgegen.





Und 360 km südlich von uns gibt´s auch einen Horizont, in der Eifel. 
Wenn man einen Freund hat, braucht man sich vor nichts zu fürchten. Stimmt doch, Hanfrie?



Im Bremer Umland gibt es immer mehr Wölfe – in Osterholz wird ein Rudel vermutet und einzelne Jungtiere sind auf Wanderschaft. Was aber tun, wenn ich einem Wolf begegne?


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Schatten ist die unbeleuchtete Fläche eines Gegenstands, 
oder der gesamte unbeleuchtete Raum hinter einem beleuchteten Körper. 





Heute war ja die Telefonkonferenz um den Lockerungsbeschluss. Ab 3. Mai wird´s also wieder büschen normaler. Gut. Allerdings hatten wir uns in der letzten Zeit an Kontaktsperren und "Bleib daheim" gewöhnt, auf angenehme Weise gewöhnt: Auf unseren Hundegängen herrschte Ruhe und Beschaulichkeit, war ja nix los draussen. Selbst über Ostern gingen einem Mitmenschen und andere Aliens kaum auf die Nerven. Das ist wohl vorbei. Am Nachmittag hatten Cleo und ich einige Schwierigkeiten dem Gedränge zu entgehen. Die Landschaft wimmelte von Sonnenanbetern jeder Couleur. Ich will meine Ausgangssperre zurück ... 😉







So, Freitagabend, Wochenende, das richtige Leben beginnt!
Am Morgen sind wir noch ausgiebig um den Unisee gewackelt, ham einige Hunde getroffen, Cleo war in Spiellaune, es wurde getobt. Wenn´s zu wild wird, dann kriegt sie ne Auszeit, kurz runterfahren, weitergehen.
Plötzlich Alarm: Unbekanntes Objekt dümpelte im Flachwasser. Ihre Nase wurde länger und länger. Ich vermute, dass sich die heutigen Tapire vor Jahrmillionen aus Entlebuchern entwickelt haben, naja, nur eine Vermutung ...






Im 2. oder 3. Jahrhundert n. Chr. domestizierten die Römer den Karpfen. Sie hielten die Wildform in Fischbecken und züchteten die hochrückigeren, dickeren und schneller wachsenden Zuchtkarpfen. Später auch mit wenig oder ganz ohne Schuppen, das erleichterte die Zubereitung.
Im Mittelalter wurde die Karpfen(Ess-)kultur fortgeführt. Wegen der christlichen Fastentage (bis zu 150 im Jahr), die keinen Verzehr von Fleisch erlaubten, entwickelte sich eine umfangreiche Teichwirtschaft der Karpfenzucht. So bekam man trotz Fastenzeit was „Fleischliches“ zwischen die Zähne.




Also gut: Ich hab alles perfekt abgespult und will gelobt werden. Frühstück, Barfladen, Carwash, Gemüsehändler. Feinkost-Hannig (der Göttliche) hatten wir gestern die Bestellung gemailt, in Zeiten von Corona geht das. Ich erwähne das nur, liebste Rita, damit du dir um uns keine Sorgen machst 😇. Heutmorgen drückt er mir die drei Tüten in die Hand, EC, alles ohne Maske, kein Warten, zack! Kurz unterhalten ham wir uns noch über die aktuellen Spargelmodalitäten. Die Hälfte der Stecher ist gekommen, immerhin. Unsere Retter in der Spargelnot bekommen ja für die Zeit der Ernte beim Bauern ihre Unterkünfte, wie immer. Aber diesmal müssen sie coronamäßig separiert werden, nicht mehr alle zusammen, nö, höchsten zwei in eine "Suite". Ob den Leuten das gefällt ist ne andere Frage. Wie auch immer, wir ham erstklassigen Spargel gekriegt, nichmal 15 Euro das Kilo, wer will da nörgeln ...






Anschließend mit Cleo zwei Stunden am Südarm lang. Schön war´s, einsam war´s, warm war´s. Auf dem Heimweg kurzer Zwischenstopp am Unisee, angebadet. Schwimmen macht Cleo großen Spaß, und sie hat´s auch nicht verlernt übern Winter!





Auch am Dienstag gibt es den ganzen Tag Sonnenschein, dabei ist es weiterhin trocken. Es wird etwas wärmer: Die Höchstwerte liegen bei 16 Grad auf den Inseln, 18 Grad in Bremen bis 19 Grad in Oldenburg.

Am Mittwoch und Donnerstag unter Hochdruckeinfluss viel Sonne, kaum oder nur wenige Wolken und trocken, Höchstwerte 16 bis 20, am Donnerstag bis zu 22 Grad.
Am Freitag sonnig, später Quellwolken, trocken bei 17 bis 23 Grad.

(Quelle: butenunbinnen.de)






Am Morgen mit Cleo durch die Uniwildnis getobt, auf dem Rückweg zum Auto im noch klaren Wasser geschwommen, d.h. es wird die Gummihantel apportiert, irgendein Anreiz muss schon sein. Und natürlich ne Menge Jogger unterwegs. Hoffentlich machen die Fitness-Studios bald wieder auf!









Vor paar Tagen haben wir ohne Cleo mal wieder die Radtour um den Wümmedeich gemacht, gute 25 km und die Landschaft dort macht immer wieder große Freude. Im ersten Drittel nach Kuhsiel kommt man an einem Kolk vorbei. Kolke sind die Ausspülungen nach einem Deichbruch. Irgendwann 18-Hundert-Knipp ist dieser recht große und tiefe Kolk entstanden. Gut. Das Besondere ist, dass mein Vadder und ich (als Junge natürlich) da ´ne Zeitlang geangelt haben. Der Bauer hatte uns die Erlaubnis gegeben. Der Kolk war fischreich. Und gierig aufs Stippen verbrachten wir dort die Wochenenden. Damals wurde auf Rotaugen und Co. mit selbstgemachtem Fischbrot geangelt. Jeder hatte seine Spezialmischung aus Kartoffelstampfe, eingeweichtem Brot, Prise Salz, büschen Zucker und eben seinem Geheimnis. Alles wurde zu einer apfelsinengroßen Kugel zusammengeknetet. Die reichte für einen Angeltag, zupfte man doch nur wenig ab, rollte ein nichmal erbsengroßes Kügelchen zwischen den Fingern und steckte das auf die Hakenspitze. Wir fingen viel, meistens Rotaugen und Rotfedern bis 30 cm Länge und setzte die auch immer sofort wieder zurück. Todesfälle waren äusserst selten. Machte Spaß, mit der 5-Meter-Teleskoprute und ganz feiner Schnur so zu fischen. Natürlich hatten die Fische daran keinen Spaß …


Der eigentliche Star dieser kleinen Geschichte ist Apollo. der Hof- und Jagdhund vom Bauern. Ein urwüchsiger Deutschdrahthaar wie aus dem Bilderbuch, riesengroß mit zarter Seele. Apollo war unser Freund. Er leistete uns meistens Gesellschaft, ausser es lief gerade eine Niederwildjagd in der Gegend. Wenn er bei uns lag, dann ging eine gewisse Gefahr von ihm aus. Nicht direkt von ihm selbst als Hund, mehr von seinem Appetit auf Fischbrot, auf unser Fischbrot! Denn das lag ja in greifbarer Nähe neben dem Angler. Und Apollo nutzte die kleinste Ablenkung, die unbedeutenste Unachtsamkeit rigoros aus. In wenigen Millisekunden schnellte der Liegende auf die Läufe (luschtige Wortwahl, gell?), überwand geschwind wie der Schall die zwei Schritte Entfernung, dann hörte man dieses schlappende Schlürfgeräusch, und einer von uns war für den Rest des Tages köderlos. Es hat Tage gegeben, da schlug Apollo zweimal zu und wir waren gezwungen, frustriert nach kleinen Rotwürmern zu buddeln, aber die fingen nie so gut wie das Spezialbrot.

Ja, so war Apollo, ich seh ihn klar vor mir, nach fünfzig Jahren, klar und deutlich.




Nach Job-Ende sind wir am Abend noch kurz an den Kuhgraben gefahren, kleine Runde. Dann überkam mich die Müdigkeit (oder issis das Alter? Nö, es war Müdigkeit!), ich legte mich an den Hang, das neue Gras unterm Rücken, die Insekten schwirrten, dann schlug Morpheus liebevoll zu, büschen weggesackt. Kann ich mir leisten, auf meinen Schutzengel ist Verlaß ...






In den Wümmewiesen gewesen. Wenig los im Naturschutzgebiet. Ich kann mich noch gut an Jahre erinnern, wo´s richtig was zu kucken gab: Brachvögel, Bekassinen, Rotschenkel, Singschwäne, alle möglichen Entenarten, Kiebitze. Man soll ja positiv denken, vielleicht wird´s wieder besser ...




Die Schwalben sind da! Das macht Freude. In den Wiesen sausen die Rauchschwalben ziemlich tief den Mücken nach, 
am Deich bei den Höfen sieht man mehr Mehlschwalben.







Montagfrüh, schönes Wetter, Wümme-Südarm, nur Cleo und ich, sonst nix.









Am kleinen Wehr gerastet. Ich sitz am Ufer und beobachte den Wasserfall, Niagara für Arme. Da wandern ja die Meerforellen hoch, zurück zur Aufzuchtstation, Heimatgefühle oder so. Letztes Jahr viele springen gesehen, nach zwei Tagen war der Spuk vorbei, Glückssache. Aber dies Jahr tut sich noch nüscht.. Mahatma Glück, mahatma Pech, Mahatma Gandhi.







Wir rennen ja nun viel draussen rum, immer schon. Und da gibt´s natürlich was zu kucken. Zum Kucken eignen sich Ferngläser. Leicht und klein soll es sein, und nicht zu teuer. So wie das auf dem Foto. Welpengetestet, Merle war´s, Cleo zerstört nicht. Die macht einen psychisch fertig, jede Jeck is anders ...

Der Nachteil von kleinen, leichten, preiswerten Gläsern ist ihre Qualität beim Kucken. Da kommste schnell an Grenzen. Wir hatten uns auch bisher nicht ernsthaft schlau gemacht. Aber jetzt. Also, worauf kommt´s an, was bedeuten die Angaben.

Nehmen wir ein gutes Einsteigerglas, 8x42. Die 8 steht für die Vergrößerung, man sieht alles achtmal größer, das ist gut. Die 42 ist der Objektivdurchmesser in Millimeter. Je größer, desto mehr Licht fällt rein, man sieht heller, auch noch wenn´s dämmrig wird. Mehrschichtvergütung muss sein. Brillerträgergeeignet, präzise, leichtgängige Handhabung, und das Sehfeld ist wichtig. Je größer die Vergrößerung, also z.B. 10x50, desto kleiner wird der Ausschnitt. Ein kleinerer Ausschnitt von 95m auf 1000m macht das Suchen des Objekts der Begierde schwieriger als ein Ausschnitt von 110m auf 1000. Ausserdem, und das ist ein entscheidender Faktor bei der Auswahl, wird´s mit zunehmender Vergrößerung immer wackliger. Das ist lästig beim Kucken. Bis zu einer Vergrößerung von 8 macht das Gehirn mit, kann noch kompensieren. Bei Faktor 10 braucht man schon eine sehr ruhige Hand, danach geht´s nur noch mit Stativ. 

So, das sind die aktuellen Erkenntnisse. Ach ja, der Preis. Gute Einsteigergläser liegen zwischen 150 bis 200 Euro. Darunter ist mäßiger Genuss. Nach oben geht´s bis über 2000 Euro, was für Jäger oder Spezialdemokraten. Oder Gutverdiener mit ausgeprägtem Statusbewußtsein, aber denen geht´s weniger um´s Kucken ...

Wir ham uns gestern das Eschenbach arena D+ 8x42 (klicken?) bestellt. Keine Werbung, erst mal schau´n wie man damit kucken kann.






Off-topic:

Wir haben doch einen Verkehrsminister, Andreas Scheuer heisst der wohl. Wenn ich mich schwach erinnere, dann hat der doch die Chose mit der Pkw-Maut damals ziemlich in die Grütze gesetzt. Gab´s da nicht voreilige, rechtsunsichere Verträge mit den zukünftigen Betreibern? Gab´s da nicht einen Untersuchungsausschuss? Hatte der Europäische Gerichtshof diese dubiose Scheuer-Unternehmung nicht gestoppt? Waren da nicht für den Untersuchungsausschuss relevante Diensthandydaten gelöscht worden? Und was ist aus den über 500 Millionen Euro der Forderungen zukünftiger Betreiber an den Bund geworden? Wie gesagt, ich erinnere mich nur schwach.

Und dieser Verkehrsminister hat nun einen neuen Bußgeldkatalog auf den Markt geworfen. Völlig überzogen, praxisfern, unverhältnismäßig, Daumenschraube für Autofahrer, fatales Signal in der heutigen Zeit. Nö, nicht meine Worte, Kritik äussern u.a. der ADAC-Verkehrspräsident, eine Menge Oppositionspolitiker und wohl auch welche aus den eigenen Reihen. Ein Griff ins Klo, keine Frage, Scheuer-Art. Teuer wird’s, Punkte gibt’s, Führerscheinentzüge für dich und mich. Ich wünsche Herrn Scheuer einen sonnigen Tag.







Aber die Abende sind mild und mein,
von meinem Schauen sind sie still beschienen.
In meinen Armen schlafen Wälder ein,
und ich bin selbst das Klingen über ihnen,
und mit dem Dunkel in den Violinen
verwandt durch all mein Dunkelsein.

(Rainer Maria Rilke)