Samstag, 1. Oktober 2022

Oktober





Fröstelnd geht die Zeit spazieren.
Was vorüber schien beginnt.
Chrysanthemen blühn und frieren.
Fröstelnd geht die Zeit spazieren,
und du folgst ihr wie ein Kind.

(Erich Kästner)








Heutvormittag lange im Bradenholz gegangen, anschließend Barfnachschub im Bassumer Hauptgeschäft geholt.
 Nebenbei hat meine naturbelassene Frau Pilze gesucht und ... natürlich welche gefunden. Maronenröhrlinge, ´ne ganze Menge.
 Das war unser Mittag um halb vier. In Butter mit Schalotte geschwenkt, gehackte Petersilie drüber, auf Nudeln, mit Parmesan überstreut. 






Kein Frühstück bei Tiffany.
 Wir bleiben dem Fuchsbau treu, vor dem wir als Kinder gespielt haben ...


Vorhin über SwitchUp.de den Stromanbieter gewechselt, die günstigen Zeiten sind vorbei. Selbst bei bemühter Cleverness liegste jetzt mit der monatlichen Vorrauszahlung schnell beim Zweieinhalbfachen wie vorher. Wer da gedankenträge einfach laufen läßt, der sitzt demnächst vorm Vereinsheim der von Armut Bedrohten. Glaubt man der medialen Panikmache sind wir das eigentlich alle. Aber wir unterwerfen uns diesen Dreisatzrechnungen mit vier Unbekannten nicht. Wir orientieren uns am wirklichen Leben und schau´n dann mal, dann ... genau, dann seh´n wir schon.






Gestern Abend ham wir bei der Lektüre von "Sinnbilder: Verzicht als Inspiration für ein gelingendes Leben" 
(von Reinhold und Diane Messner) die Erkenntnis des Jahres gehabt:
 Sinn findet man nur in der Nutzlosigkeit (hahaha, so einfach issis natürlich nicht, aber ein interessantes Buch, doch, doch).







Sonntagsgang, lange Schatten, kaum Leute unterwegs, der Himmel zeigt sich kreativ. Wie ist die Lage? Unübersichtlich. War sie eigentlich immer. Jetzt fällt´s einem mal auf. Vielleicht ´ne Pizza machen, Pizza entspannt. Entspannung ist immer gut. Nur nicht verkrampfen.













Montag, 10ter Oktober: Welthundetag!

Kein Witz, kein amerikanischer Feiertag, der genaue Ursprung des internationalen Hundetages ist schwer auszumachen. Egal, heute feiern wir den Hund. Ohne ihn wäre die Evolution des Menschen sicherlich anders verlaufen. Ohne die Ko-Existenz von Mensch und Hund säßen wir wohl noch auf den Bäumen. Würden uns mit Kokusnüssen bewerfen und beschimpfen. Von Ast zu Ast. Menschen sind so. Nix mit Jäger und Sammler, kein Sesshaftwerden, keine neolithische Revolution. 
"Der Hund ist ein von Flöhen bewohnter Organismus, der bellt".
Armer Kurt Tucholsky, nix begriffen. Macht nix. Ich erhebe meinen Becher Kaffee, Fairtrade: Auf Dich, Cleo!







Wenn wir vom Gang zurück sind, werd´ ich die Feile zücken. Heute. Sich ganz auf das "natürliche" Ablaufen der Krallen in der richtigen Länge zu verlassen, ist trügerisch. Zu lange Krallen (auch wenn´s nur wenige Millimeter sind) haben negative Auswirkungen, man unterschätzt das leicht. Da ich Cleo´s Krallen im Auge behalte, sie mich unproblematisch (entspannt auf dem Sofa liegend) dran läßt und mir das Hantieren mit der Krallenzange nicht angenehm ist (wir ham natürlich eine, eine gute scharfe), wird bei uns gefeilt. Mit einer normalen, etwas längeren Feile vom Drogeriemarkt, mit einer feinen und einer groben Seite. Zwei Pfoten am Stück, dann hält bei allen Beteilgten die gute Laune. Ich häng´ mal einen Link dran, die Seite informiert gut, ruhig mal lesen.








"Das Weite suchen", verschwinden, fliehen, flüchten, weglaufen. Auch übergewichtige Leute suchen in Boutiquen das Weite. 
Nix für uns. Wir suchen "die Weite", das letzte Stück vor dem Horizont. Und wir haben das Glück, sie auch finden zu können.








Am Nachmittag mit Gattin, ohne Hund, mittlere Radtour gemacht, anner Weser lang, bis zum Wehr und zurück. Schön, im Sinne von entspannend, sind während der guten Stunde Fahrt keine 20 Minuten. Der Rest ist nervig, stressig, auf´s Überleben konzentriert. Die Osterdeich-Wiesen, die Schlachte, vorm Martinianleger: Es wimmelte von größeren Ansammlungen zumeist alkoholkonsumierender Wesenheiten menschlichen Ursprungs. War gestern "Weltsauftag"?
Es war halb vier, ein Mittwoch. Wieso hatten die alle frei? So gleitend können die Arbeitszeiten doch gar nicht sein, oder? Oder gibt´s neuerdings auch einen "Wednesday for future"? Aber stets das neuste Smartphone, Markenklamotten, 200 Euro Taschengeld. 
Ach rettet die Welt, ach rettet die Welt, bevor sie gerettet zusammenfällt!






Der Rosenkohl aus unserem Gemüseladen ist um diese Jahreszeit ganz wunderbar, zum Dünsten zu schade. 
Da nehm´ ich den Fön, ist schnell gar, bissfest.






Mal ohne Worte.


 Letztens anner Hamme wieder eine der fast schon üblichen Hundebegegnungen gehabt. Mann mit Hund kommt uns entgegen, der Hund hängt in der Leine, dreht von Schritt zu Schritt mehr auf. Nix Ungewöhnliches, leider, aber auch nix Bedrohliches, nervt halt. Cleo kommt auch an den Faden, klar, mein Ehrgeiz besteht darin, Cleo das Ignorieren von Idioten zu erleichtern (ich meine den Mann, nicht seinen Hund). Oft schwierig, man kennt das von sich selbst. Wir bleiben kurz stehen, ich klemme Cleo zwischen meine Beine, sie hält sich wacker, steigt nicht ein. Fast auf gleicher Höhe fragt der Mann, ob unser Hund schwierig wäre. "Geh´n Sie doch einfach weiter!", sach ich, was der Mann auch widerwillig tut, mit seinem Wüterich im Schlepptau. Und dann kommt noch der Kommentar (Martin Rütter läßt grüßen): "Komm, Friedolin, der darf nicht spielen". Begegnungen dieser Art sind nicht selten, eher häufig, gestern im Syker Wald auch wieder. Wie gesagt, nicht ungewöhnlich, nicht furchteinflößend, Cleo ist noch nie in eine Beißerei geraten, aber es ist lästig, nervend und man kann´s einfach nicht verstehen, dass Hundebesitzer nicht in der Lage sind zu erkennen, ob ihr Hund aggressiv aufdreht oder spielen will. 
Dann kommt noch die Verschwörungstheorie der Notwendigkeit einer Begrüßung unter Hunden dazu. "Mal eben Guten Tag sagen", und begleitet von diesem mir geradezu verhassten Geräusch einer durchrutschenden Flexileine stürzt sich dann so ein paranoider Gigant wild twistend auf Cleo und versaut uns die Stimmung.
Nun ist Cleo beispielsweise anders als ihre Vorgängerin Merle. Merle war überlegen, souverän. Die regelte vieles selbst mit Blicken, aufdringliche Freier wurden kurz untergepflügt, sie hatte was vom jungen Helmut Schmidt in ihrer Persönlichkeit. Cleo ist eher geneigt, sich in Situationen reinziehen zu lassen, und das kann auch mühsam sein. Naja, was soll´s, das Leben ist kein Ponyhof. 





Merle for ever!
(Du fehlst ...)







Das schwarze Schaf.


Heutmorgen einen feinen Gang gemacht, Hammegebiet. Wetter wunderbar. Ruhe, wenig Leute. Die wenigen Begegnungen, gerade die mit anderen Hunden, gaben mir keinen Anlaß zum Nörgeln. Sind ja nicht alle daneben, die Hundebesitzer mein´ ich. Die Deppen (und Deppinnen) dominieren die Erinnerung, ist ja in vielen Dingen so. Ich muss da toleranter werden. Findet meine Frau auch. 
Perfektion hat im Umgang zwischen Mensch und Hund sowieso nix verloren. Für uns zumindest nicht. Man nimmt die Defizite, Macken und Maroden auf beiden Seiten zur Kenntnis und macht sich an die Arbeit. Versucht, das Mögliche und Machbare konstruktiv herauszukitzeln, besonders bei sich selbst. Der Hund zieht dann schon mit, meistens. Naja, ist ja allgemein bekannt, ich wiederkäue, Schluß damit. Wir hatten jedenfalls einen erbaulichen Vormittag. Viele Gänse auf den Wiesen. Und am Himmel natürlich, die müssen ja irgendwie auf die Wiesen kommen. Einen Mordslärm machen die, schnatter schnatter schnatter. Was erzählen sich Graugänse wohl?
 





Freitag, früh am Morgen, es entdüstert sich langsam. 
Vorhin was von Niko Paech (Befreiung vom Überfluss) gelesen. Ich versteh´ natürlich nur die Hälfte, aber er formuliert so nett.

"Diese unumgängliche Reduktion bietet aber gleichzeitig die Chance, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren, 
statt im Hamsterrad der käuflichen Selbstverwirklichung zusehends Schwindelanfälle zu erleiden".






Das Jahr vergeht in Monatsraten, 
es ist schon wieder fast vorbei ...


Tja, Herr Kästner, der Zahn der Zeit hat auch so seine Vorteile. Zum Beispiel werden wir uns demnächst, wie jedes Jahr um diese Zeit, die besten Walnüsse bestellen, die man knacken kann. Die Bio-Walnüsse aus Grenoble von Tartuffli nämlich. Mit fünf Kilo kommen wir gut über´n Winter. 

(Und selbstverständlich ist das lediglich als kleine Info gemeint, nicht als Werbung, wir werben nicht, wir knacken)




Gestern war nun Sonntag. Und sonntags machen wir immer mal auswärtige Gänge, zum Zwecke der Abwechslung, oder issis Fernweh? Ins Heilsmoor bei Hambergen sollte es geh´n, Rundweg 12 km, das passte. Doch es kam anders. Landschaftlich sehr schön, wegetechnisch eine mittlere Katastrophe. Null Wegezeichen, nicht das kleinste Schildchen, viele Seitenwege endete als Sackgassen im Unterholz. Irgendwann standen wir unterm Funkturm des Nachbarortes Wallhöfen. Von dort hätten wir zum Parkplatz zurücklaufen können, anderthalb Stunden an der Bundesstraße lang, kam nicht in Frage. Der Fussgängermodus in Maps funktionierte zwar, konnte allerdings mit dem Wegewirrwarr genauso wenig anfangen wie wir. Wegen der im Wanderführer erwähnten hohen Wilddichte lief Cleo an der Schleppleine. Die war natürlich bei unseren Versuchen querfeldein durch´n Wald zum Parkplatz zu kommen eher hinderlich. Frauli nahm das Unterfangen mit Entdeckerhumor, ich nach drei Stunden Irrlichterei nicht mehr. Wenn Cleo etwas überhaupt nicht mag, dann ist das ein orientierungseingeschränktes, zunehmend entnervtes Herrchen am anderen Ende der Leine. Das macht sie dann auch deutlich, und hilft mir wirklich nicht weiter, stimmungsmäßig. Meine Frau versuchte mich mit den Worten: Schau mal, ist doch richtig romantisch hier, aufzumuntern. Mit mäßigem Erfolg, muss ich gestehen. Also gut, natürlich kamen wir irgendwann am Auto an, das Leben geht ja immer weiter, meistens.

 Es gab dann gegen 17 Uhr auch keinen überbackenen Blumenkohl, wie geplant, sondern Spaghetti mit scharfer Sauce. Welche Lehre könnte man ziehen? Stets einen aufblasbaren Psychotherapeuten im Rucksack dabeihaben? Vielleicht.





Der Schrittzähler dokumentierte das Grauen: 
Knapp 29000 Schritte, knappe 20 km, über viereinhalb Stunden.








Letztens Theodor Storm´s  "Der Schimmelreiter" als Hörbuch aus der Stadtbibliothek gestreamt und abends im Bett oder im Autoradio während der Fahrt nach Worpswede oder Bassum mit Bluetooth über´s Handy gehört. Klassische Literatur ist ja vielen im Deutschunterricht von Dünnbrettpädagogen nachhaltig vermiest worden. Und wie wir jetzt von einem kongenialen Vorleser den Schimmelreiter ins gesprochene Wort gebracht, auf seinen Ritten über´n Deich begleiten durften, da packte uns die Begeisterung! Weltliteratur in seiner packensten Form. Hauke Haien im Kampf gegen die Natur und die abergläubige Dummheit der Menschen. Er hat den Kampf verloren. Wie alle im Kampf gegen Natur und Dummheit unterliegen. "Herr, nimm mich, verschon die andern".

Naja, und heutnachmittag mit Cleo auf dem Truper Deich langgeschlurft, war nicht viel los, zum Glück. Aber zu warm war´s. Ende Oktober und man möchte in kurzer Hose geh´n. Kleiner Scherz, niemand wird mich jemals in kurzen Hosen seh´n. Im Rock auf Stelzen, vielleicht. Aber nie in kurzen Hosen ...









Sonntag, endlich mal wieder inner Kunsthalle gewesen, in der Hamburger. Mit Konrad und Melani,
 die war´n gerade für ein paar Tage in HH. Die sind immer irgendwo, demnächst wohl in Thailand ...






Ich hatte auch richtig Bock auf Farben, was Expressives.








Heutfrüh durch´s Werderland geschlurft. Malerisch herbstlich, Nebel, 12 Grad, kaum Leute unterwegs.
 Nach dem Hamburger Chaos gestern sehr erfrischend.