Mittwoch, 1. Juli 2020

Juli





Keine Beleidigung würde mich so treffen,
wie ein misstrauischer Blick von einem meiner Hunde.

(James Gardner)





Wir sind wurmfrei, logo!
(Zum Vergrößern anklicken)







Naja, so´n büschen verträumt isse schon drauf, Hormone eben ...






So, die Läufigkeit hat wohl ihren oberen Totpunkt erreicht. Gestern in der Uniwildnis sah´s sehr nach Stehtag aus, da bahnten sich Verlobungen an. Wir können uns aber relativ unproblematisch den Situationen entziehen.

Da hab ich Marlies getroffen, nette Frau, wir begegnen uns seit hundert Jahren sporadisch und plauschen büschen über unsere Hunde. Sie hat immer ein kleines Rudel, momentan eine mittelgroße Mischlingshündin, zwei alte Möpse und ein junges Chiwawa-Mäuschen. Einer der Möpse geht ziemlich holperig, ist schon alt, der Tierarzt hat kaputte Kreuzbänder und zwei Bandscheibenvorfälle diagnostiziert. Dafür scheint der Mops überraschend schmerzfrei zu sein, könnte man meinen. Ich hatte Marlies vor einiger Zeit mal den Besuch bei einer Osteopathin ans Herz gelegt, weil dem Tierarzt nix einfällt, man kennt das ja ... Nun war sie bei einer und ist ganz angetan über die einfühlsame Zuwendung, die der Mops sichtlich genießt, freut mich.

Ich bin beim eigenen Hund bei gesundheitlichen Abweichungen meiner Idealnorm ja ziemlich empfindlich. Ob nun irgendwelche Nachbarn oder Arbeitskollegen vom Dach falllen, berührt mich wenig, eine Art innerer Vertrumpung. Aber wehe wenn mein Hund lahmt oder hustet, das geht mir ans Eingemachte, ziemlich. 







Traumhafte Landschaft, oder?





Sonntag, wieder schönes Sommerwetter, drei Stunden am Wümme-Südarm langgewandert. 
Anschließend im Lindenlaub Café Eis gegessen, saulecker.






James Joyce schrieb neunzehnhundertknipp seinen Roman „Ulysses“. Auf über 1000 Seiten wird nur ein Tag, der 16. Juni 1904, im Leben des Leopold Bloom aus Dublin beschrieben. Joyce schildert dabei nicht nur die äußeren Geschehnisse, sondern auch die Gedanken seiner Protagonisten mit allen ihren Assoziationen, Erinnerungsfetzen und Vorstellungen. Das Büchlein ist hochkompliziert aufgebaut und ich bin natürlich zu doof, um mit dem Lesen überhaupt erst anzufangen. Aber das macht mir nix.





Heute sind wir mal wieder nach Bremerhaven gefahren, ham Matjesbrötchen auf die Hand und wundervollste, geräucherte Forellenfilets gekauft. Auf der Heimfahrt die Abfahrt Hagen genommen und zwei Stunden durch das Hagener Moor gewackelt. Einsam war´s und romantisch und sehr interessant. Cleo stolperte gleich nach der ersten Wegbiege über ein Reh und tat genau das, was ein gesunder Hund in einer solchen Situation eben tut. Sie kam aber nach dem kurzen Ausflug schnell zurück und an die gut in der Hand liegende, dünne Lederschleppleine. Das war für alle ok so. Ein wirklich gelungener Vormittag und das Dinner for Two am Mittag die Krönung.




Kommt da nicht Hannes Kröger, aus Hamburg ...






Frauli versucht, einen grünen Laufkäfer zu fotografieren,
 und Cleo läßt vorsichtshalber die Rute hängen ...









Wieder durch die Hamme-Niederungen geschlendert. Gute drei Stunden raus aus der Zivilisation, traumhaft! 





Am Auto wird gesäufelt. Wenn die Gräben voller Entengrütze sind und die Gefahr besteht,
dass sie einen Frosch mit wegschlürft, ist das die bessere Lösung.



Morning Rita. Wir lesen momentan "Ein Junge, sein Hund und das Ende der Welt" von C.A. Fletcher.
Sind ganz begeistert von Inhalt und Erzählkunst. Wenn wir´s durchhaben, und das wird hoffentlich noch etwas dauern, 
dann kriegst Du´s, nech. Kannscht dich schon drauf freuen, hier ´ne Rezension zum Appetitanregen, klick.






Das morgendliche Schwimmtraining,
die Strecke macht sie locker sechsmal nacheinander.








Zerwerfe ich Scheiben,
er handelt mit Kitt.
Und geh ich verloren,
mein Finder geht mit.

(Aus "Mein Schutzengel", von Günter Grass)








 Baustelle am Weserwehr.



Der Blick in die leergepumpte Wehrkammer ist schon spooky ...




Feld der Träume. 
Cleo und ich ham lange im Gras gelegen und in den Himmel gekuckt. Man muss den Wolken trauen.






Nochmal ein Wort zu Cleo´s Läufigkeiten. Wie schon erwähnt, verlaufen sie vergleichsweise moderat, also ohne Appetitlosigkeit, ohne Nestbauaktivitäten, ohne Rumgejaule. Allerdings ist unser Hund weitestgehend naturbelassen, Individualist und Eigenbrötler, natürlich im Rahmen der freiheitlich demokratischen Grundordnung, versteht sich. Das heißt: Sie kann schon launenhaft sein, anstrengend, herausfordernd. Und so gibt´s während der Läufigkeitswochen regelmäßig Phasen einer Aufsässigkeit, die uns fordert. Die Kunst besteht nun darin, sich nicht herausfordern zu lassen, denn das ginge in Richtung einer Konfrontation. Wie die Erfahrung mit Cleo gezeigt hat, kein erfolgsversprechendes Unterfangen. 

Worum geht´s genau? Sie bellt. Sie bellt die Welt an, äusserlich grundlos, jetzt komm ich, was wollt ihr denn ... Der nächste Schritt: Sie bellt uns an. Das allerdings in einer recht offensiven Weise. Wäre es nicht der eigene Hund, wäre man irritiert. Ihr Adressat wechselt, mal issis Frauli, mal bin ich es. Überhaupt habe ich das Empfinden, dass sie in einer bestimmten Phase der hormonellen Unausgeglichenheit feministische Züge auf die Gleise stellt, sich mit Frauli solidarisiert und mich vom Sockel kippen möchte. 
Ich erinnere mich an einen Satz von Konstantin Wecker : Ich bin ein Mann, nur keine Angst, doch deshalb Herrscher? Danke, nein.

Und so suchen wir, suche ich, nach einem Weg, nach unserem Weg, um auch durch die etwas anstrengenden Zeiten mit dem kleinen dicken schwarzen Hund zu kommen. Natürlich finden wir diesen Weg. Aber er steht nicht in Büchern, kein allgemein zertifizierter sozusagen. Es ist ein Trampelpfad - wie im richtigen Leben.










Hunde riechen Veränderungen des Zellstoffwechsels

Hunde können durch ihre feine Nase erkennen, wenn sich der menschliche Zellstoffwechsel aufgrund einer Krankheit im Körper verändert. Diese Zellen geben dann gewissermaßen einen anderen "Geruchscocktail" als gesunde Zellen ab. "Hunde sind in der Geruchswahrnehmung einfach Tausend Mal besser als wir", sagt Holger Volk von der Hannoveraner Tierärztlichen Hochschule. "Statt fünf Millionen, wie wir Menschen, haben Hunde rund 250 Millionen Riechzellen. Wir visuellen Lebewesen können uns also gar nicht vorstellen, wie Hunde die Welt wahrnehmen."
Mit ihren Riechkünsten können Hunde lernen, Krankheiten bei Menschen zu erkennen. Bekannt ist, dass Hunde bestimmte Krebsarten riechen oder Diabetiker bei einer drohenden Unterzuckerung warnen können. Nach Angaben der Tierärztlichen Hochschule in Hannover sind sie auch in der Lage, bakterielle und virale Infektionen aufzuspüren - und damit, so lautet zumindest hier das vorläufige Forschungsfazit, auch Sars-CoV2.


Man kann also getrost damit aufhören zu versuchen, seinem Hund etwas vorzumachen. Wozu selbst talentierte Psychologen (und die sind äußerst selten) zig Sitzungen brauchen, weiß jeder Hund nach zwei Minuten ...





Heute früh für die kommende Woche Heidelbeeren gepflückt. Sechs Kilo köstliche kleine blaue Kugeln. Im Pudding, im Joghurt, im Frühstücksquark, manchmal im Kuchen.

(Sei nicht traurig, liebliche Rita, dafür habt ihr Stachelbeeren im Nutzgarten und auf die wären wir ziemlich scharf)







Sonntag, lange unter freiem Himmel gewesen, wenig Leute unterwegs, angenehmes Wetter, gleich gibt´s Lasagne!




Frauli ist auf der Suche. Nicht nach der verlorenen Zeit, nö, sie sucht den Wachtelkönig. Ein seltener Vogel, saust am Boden durch die Getreidefelder und nicht gemähten Wiesen, man sieht ihn nie. Aber man hört ihn, weil er seinem zweiten Namen "Grasrätscher" viel Ehre macht. 




Ich hab einen Arbeitskollegen, der mich in Aussehen, Bewegung und Stimme sehr an den Wachtelkönig erinnert,
 na immerhin etwas ...




Cleo und das Knabbern.

Hunde müssen kauen und knabbern, klar. Bei uns gibt´s nach jeder Mahlzeit und auch mal zwischendurch eine Pansenstange. Dass diese üblichen Rinderhautdinger aus den Abfällen der chinesischen Lederindustrie gemacht und ernsthaft giftig sind, hab ich schon mal geschrieben. Kommen bei uns nicht mehr zwischen die Zähne. 

Ich kauf also einen großen Beutel Trockenpansen aus umserem Barfshop und halbiere die Teile. Das ist wunderbar und Cleo besteht auch drauf.






 


Aber natürlich muss auch mal etwas richtig Hartes her, an dem sie längere Zeit die Kaumuskulatur stärken und die Zähne wetzen kann. Da krieg ich aus einem anderen Barfshop dolle Kopfhautplatten, luftgetrocknet, beinhart. An denen arbeitet sich unser Hund richtig ab, wenn sie in Laune ist, manchmal hatse keine Lust, auch gut.

Die mittlere Problematik besteht bei Cleo in ihrer Ungeduld, und damit sind alle Knochensachen und Ziemer nicht angebracht. Auch bei den Kopfhautplatten muss ich hinkucken wie weit sie ist. Denn wenn sich der Kauspaß dem Ende neigt und der Ehrgeiz nachläßt, dann wird das letzte Stück runtergeschluckt, egal wie groß es noch ist ... 

Diese vielleicht verbreitetet Hundeart gefällt mir nicht und das mit Grund. Denn meistens werden die Reststücke nachts gegen drei oder am Morgen danach rausgewürgt. Das hört sich nicht schön an, sieht auch nicht gut aus und macht mir einen hohen Blutdruck. 

Mit unserer jetzigen Knabberlösung bin ich d´accord, passe aber bei der Kopfhautplatte gut auf und nehme ihr das letzte Stück rechtzeitig weg, zum Zwecke der Entsorgung. Meistens klappt´s auch.






Vormittags durch den Syker Wald und über die anliegenden Felder flaniert. Sehr entspannend, ein Yoga-Kurs für Arme.




Als dann ihre Nasenflügel anfingen, Discofox zu tanzen, sagte mir eine innere Stimme: Nimm sie an den kurzen Faden, jetzt!


 


Und zehn Meter weiter war ich froh, auf die Stimme gehört zu haben ...







Der Schneider von Ulm
(Bertolt Brecht)


Bischof, ich kann fliegen,
sagte der Schneider zum Bischof,
paß auf wie ich`s mach.
Und er stieg mit so`nen Dingen,
die aussah´n wie Schwingen,
auf das große, große Kirchendach.

Der Bischof ging weiter,
das sind lauter Lügen,
der Mensch ist kein Vogel,
es wird nie ein Mensch fliegen.
Sagte der Bischof vom Schneider.

Der Schneider ist verschieden,
sagten die Leute dem Bischof,
es war eine Hatz.
Seine Flügel sind zerspellet,
und er liegt zerschellet
auf dem harten, harten Kirchenplatz.

Die Glocken sollen läuten,
es waren nichts als Lügen,
der Mensch ist kein Vogel,
es wird nie ein Mensch fliegen.
Sagte der Bischof den Leuten.









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